Wenn man sich eine aktuelle Analyse der Technischen Universität München anschaut, dann können sich internationale Unternehmen und vor allem der Mittelstand warm anziehen. Denn Unternehmen aus China kopieren längst nicht immer nur, sondern sind bei eigenen Patentanmeldungen weltweit an vierter Stelle. Kommende Weltmarktführer sind noch unbekannt.
Dr. Philipp Sandner vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM hat die Ergebnisse der Ökonomen der Technischen Universität München (TUM) und der Munich Innovation Group zusammengefasst. “China hat eine große Zahl aufstrebender Unternehmen, die eine aggressive Internationalisierungsstrategie verfolgen – aber trotzdem in Europa und den USA kaum wahrgenommen werden.”
Die Forscher haben sich u.a. Patentportfolios von 77 chinesischen Unternehmen näher angeschaut. Vor allem in den Branchen Automobil, Chemie und Pharmazie, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Maschinenbau, Solartechnik, Telekommunikation sowie Öl & Stahl sind die Asiaten tätig. Wie im Europäischen Patentamt zu finden ist, haben “… chinesische Organisationen 2012 mehr als 18.000 Patentanmeldungen für europäische Patente eingereicht. Damit kamen in diesem Jahr 7,3 Prozent aller europäischen Patentanmeldungen aus China, womit das Land auf Rang 4 steht, nach den USA (24,6 Prozent), Japan (20,1 Prozent), und Deutschland (13,3 Prozent).”
Einer der größten Champions ist Huawei (Smartphones, Mobile-Devices), der eine europäische Forschungs- und Entwicklungszentrale in München errichtet hat und dort auch ein Auge auf Ingenieurabsolventen der Münchner Hochschulen geworfen hat. Damit stehen sie auch im Wettbewerb zum Mittelstand, der stetig einen Kampf um Fachkräfte führt.
Das Automobilunternehmen BYD hat sich Hunderte Schutzrechte geistigen Eigentums in westlichen Ländern gesichert. Nach anfänglich missglücktem Engagement geht der Autokonzern seinen Eroberungsweg nun über die osteuropäischen Staaten wie Bulgarien. Dort hinterlässt er Investitionen und fördert damit auch den Arbeitsmarkt.
Chang’an, ebenso ein Automobilunternehmen (fertigt u.a. in Lizenz für Suzuki) erobert die Märkte in Russland, Brasilien und Afrika.
Wie die Forscher weiterhin feststellen, stehen auch noch junge chinesische Unternehmen vor einer starken Internationalisierung. Nicht-chinesische Patente nehmen bei ihnen einen substanziellen Anteil von 20 bis 40 Prozent des Portfolios ein. „Gerade diese Unternehmen werden in den westlichen Ländern immer noch unterschätzt – weil wir sie gar nicht kennen“, sagt Sandner.
“Chinesische Firmen melden im Vergleich zu westlichen Unternehmen neben Patenten relativ viele Gebrauchsmuster an, die als aktenkundige Schutzrechte alle erdenklichen Ausgestaltungen eines Produkts schützen können. So sichern sich chinesische Firmen große Freiräume bei zukünftigen Produktentwicklungen, während andere Unternehmen in dieser Hinsicht massiv blockiert werden können.”
Weitere Unternehmensprofile und Branchenanalysen von chinesischen Unternehmen stellen die Forscher auf einer spannenden Internetseite vor: www.chinese-champions.com.
Eine weitere Studie über das chinesische Engagement im deutschen Mittelstand ist hier auf FMM-Magazin verfügbar.
(Quelle/Fotos: TU München / BYD)
(Autor: Frank Schulz)
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