Personal Branding bedeutet u.a. authentisch zu sein, und sichtbar für potenzielle Arbeitgeber oder zukünftige Auftraggeber zu werden. Selbstmanagement hilft Entrepreneuren und Führungskräften, sich Kompetenzen anzueignen, die insbesondere in der sich verändernden Arbeitswelt wertvoll sind.
Persönlichkeiten fallen durch ihre besonderen Eigenschaften oder aber auch Verhaltensweisen auf. Für die “Markenbildung” zur Eigenvermarktung sind darüber hinaus, insbesondere in Deutschland, die Kompetenzen sichtbar zu machen. Einige Personen können zwar durchaus über ihre Exzesse eine Marke aufbauen, wie es der Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre aussagt: “„Ja-ich-bin-ein-Wrack-aber-trotzdem-geil.” Man denke nur an den Rolling Stones Gitarristen Keith-Richards – jedoch dürfte dieses Personal Branding für die meisten nicht erstrebenswert sein.
„Wir müssen mehr Verantwortung für unser Leben übernehmen.“ „Wir müssen heute dafür sorgen, dass wir künftig nicht in eine Krise geraten.“ Solche Sätze liest man in vielen Ratgebern. Doch welche Kompetenzen brauchen wir künftig konkret, um unser Leben zu meistern und um sich als Marke zu festigen?
Kompetenz 1: in Alternativen denken
Unser Lebensumfeld ändert sich immer schneller. Deshalb gilt beispielsweise: Wenn wir heute einen guten Job mit glänzenden Aufstiegschancen haben, garantiert dies nicht, dass wir ihn auch noch in fünf oder gar zehn Jahren haben. Vielleicht fusioniert das Unternehmen, für das wir arbeiten, mit einem anderen und unser Bereich wird dichtgemacht? Mit solchen Unwägbarkeiten müssen wir zu leben lernen; ebenso damit, dass wir nicht wissen, wie unser Lebensumfeld in fünf oder zehn Jahren aussieht. Das darf uns keine Angst bereiten. Sonst gehen wir mit angezogener Handbremse durchs Leben – so, als stünde schon fest, dass wir den Job verlieren. Wir müssen vielmehr heute darauf hinarbeiten, dass wir auch dann noch mehrere Optionen haben, wenn sich die Zukunft anders gestaltet, als wir vermuten.
Kompetenz 2: für schwache Signale sensibel sein
Realistische Optionen können wir uns nur erarbeiten, wenn wir sensibel für schwache Signale in unserer Umwelt sind. Welche Gefahren könnten uns künftig drohen? Welche Chancen könnten sich uns eröffnen? Weil die Zukunft nie Gegenwart ist, können wir unsere (Zukunfts-)Entscheidungen selten auf Tatsachen stützen. Wir müssen uns auf Vermutungen verlassen. Also müssen wir lernen, Signale für anstehende Veränderungen in unserer Umwelt wahrzunehmen und daraus abzuleiten, welche Konsequenzen sich hieraus für uns ergeben könnten.
Kompetenz 3: auf unsere Intuition vertrauen
Künftig müssen wir uns häufiger entscheiden, obwohl uns wichtige Informationen fehlen. Wir müssen zudem Entscheidungen treffen, deren Konsequenzen wir noch nicht voll überblicken, weshalb wir auch nicht wissen, ob sie zum Erfolg führen. Vor dieser Herausforderung stehen heute schon Eltern beim Erziehen ihrer Kinder. Ihnen kann niemand sagen, wie viel Härte, Nachsicht oder Geduld nötig sind, damit ihre Zöglinge künftig ihr Leben meistern. Nur weil unklar ist, ob ihr Handeln zum (gewünschten) Ziel führt, können Eltern aber nicht auf ein Erziehen ihrer Kinder verzichten. Ähnliches gilt künftig für andere Lebensbereiche. Auch hier müssen wir verstärkt auf unsere Intuition vertrauen.
Kompetenz 4: das große Ganze sehen
Um die richtigen Entscheidungen zu treffen, müssen wir unser Leben als Ganzes im Blick haben. Nur wenn wir abschätzen können, welche Auswirkungen zum Beispiel unsere beruflichen Entscheidungen auch auf unser Privatleben und unser persönliches Wohlbefinden haben, können wir auf Dauer ein zufriedenes und erfülltes Leben führen. Fehlt uns diese Gesamtsicht, scheitert unser Versuch, die rechte Balance im Leben zu finden und zu bewahren.
INFO: Korn Ferry hat weltweit 800 Top-Manager, darunter CEOs, Chief Commercial Officers und Chief Strategy Officers nach den zukünftigen Kompetenzen von Führungskräften gefragt:
- Fähigkeit, organisationale Veränderung durch Technologie ermöglichen
- Technologisches Know-how
- Innovationsfähigkeit
- Technikvermögen
- Finanzkompetenz
- Vertriebs- und Wachstumsexpertise
- Kundenverständnis
- Personal- und Kulturkompetenz
Kompetenz 5: Rat suchen und annehmen
In unserem Privatleben ist unser Blick für unser Gegenüber oft umso „getrübter“, je näher uns die Person steht. Wir betrachten unser Kind als „Goldschatz“, obwohl andere in ihm einen verwöhnten Fratz sehen. Wir empfinden unsere Liebesbeziehung als geglückt, obwohl wir uns darin aufgeben. Ähnlich ist es bei unserer Arbeit. Deshalb sollten wir lernen, ab und zu neutrale Beobachter oder Berater zu Rate ziehen, die uns helfen, unsere blinden Flecken zu entdecken. Oft ziehen Menschen Experten zu spät zu Rate. Arbeitnehmer etwa kontaktieren erst einen Coach oder Berater, wenn die Kündigung bereits auf ihrem Schreibtisch liegt. Sinnvoller wäre es, wenn sie noch in Lohn und Brot stehen, ab und zu checken, ob ihre Qualifikation künftig noch gefragt ist. Dann könnten sie proaktiv aktiv werden – zum Beispiel, indem sie sich weiterbilden.
(Persönlichkeiten kennenlernen und spannende Lebensstorys lesen, im Magazin “BUSINESS Personalities“.)
Kompetenz 6: lernen können und wollen
Eine hohe Sensibilität für schwache Signale und alle guten Ratschläge sind jedoch vergebens, wenn wir nicht bereit sind, zu lernen, und aus unseren Erkenntnissen die nötigen Schlüsse zu ziehen. Viele Menschen können ihr Leben hervorragend analysieren und sagen, was nötig wäre – doch auf ihre Analyse folgt kein Tun. Das heißt: Wir müssen auch eine gewisse Härte gegen uns entwickeln und aktiv werden – auch wenn es uns schwer fällt.
Kompetenz 7: für neue Lösungen offen sein
Künftig müssen wir für viele Herausforderungen neue Lösungen entwerfen, weil sich die alten für das Bewältigen der Zukunft nicht mehr eignen. Teilweise müssen wir sogar das Gegenteil dessen tun, womit wir bisher erfolgreich waren.
Dies fällt fast allen Menschen schwer, denn unsere aktuellen Denk- und Verhaltensmuster haben wir uns über viele Jahre antrainiert. Sie sind ein Teil von uns; entsprechend schwer können wir sie ablegen. So sind zum Beispiel viele Angestellte überzeugt, eine Festanstellung biete ihnen die meiste Sicherheit. Das kann ein Trugschluss ein. Denn wenn morgen die ferne Konzernzentrale beschließt, den Laden zu verkaufen, können sie morgen arbeitslos sein – selbst wenn sie zuvor jahrelang Top-Mitarbeiter waren. Manchmal ist es deshalb sicherer, sich selbstständig zu machen, sofern man eine gute Geschäftsidee und das erforderliche „Unternehmer-Gen“ hat.
Kompetenz 8: Netzwerke aufbauen und pflegen
Das Springen über den eigenen Schatten erfordert Mut. Alleine bringen wir ihn oft nicht auf. Also sollten wir Allianzen schmieden. Das heißt: Wir müssen lernen, Verbündete zu suchen und zu finden. Das können wir nur, wenn wir bereit und fähig sind, unsere Bedürfnisse anderen Menschen mitzuteilen und mit ihnen bei Bedarf Kompromisse zu schließen.
Kompetenz 9: die eigenen Werte kennen
Zum Entwickeln tragfähiger Kompromisse und Partnerschaften müssen wir wissen, was uns wirklich wichtig ist. Denn nur dann können wir sagen, worauf wir bereit sind zu verzichten und worauf nicht. Wenn wir diesbezüglich keine Klarheit haben, können wir entweder nicht mit anderen kooperieren, oder wir ordnen uns ihren Wünschen unter – beruflich und privat.
Generell gilt: Was uns wichtig ist, zeigt sich auch darin, worauf wir bereit sind, hierfür zu verzichten. Manche Berufstägige wollen zum Beispiel eine Top-Karriere machen und ein weit überdurchschnittliches Einkommen erzielen, zugleich möchten sie aber viel Freizeit haben – für ihre Familie, ihre Hobbies. Beides zugleich ist jedoch nur in Ausnahmefällen möglich. Also heißt es sich zu entscheiden: Was ist mir wichtiger?
INFO: Das sind die wichtigsten Assets (Vermögenswerte) von Unternehmen in fünf Jahren.
- Technologie
- Forschung & Entwicklung / Innovation
- Produkte & Services
- Marke
- Grundbesitz & Immobilien
(Quelle: Korn Ferry)
Kompetenz 10: zuversichtlich sein
Eine positive Grundeinstellung zu Veränderungen ist eine der zentralen Eigenschaften, die wir brauchen. Denn wenn wir Angst vor Veränderungen haben, trauen wir uns auch nicht, neue Lebensentwürfe zu entwickeln. Dann bitten wir auch nicht rechtzeitig Experten um Rat, sondern verschließen unsere Augen vor den Herausforderungen, vor denen wir stehen.
Eine positive Einstellung zu Veränderungen zeigt sich auch darin, dass wir das Risiko eines Scheiterns akzeptieren und ein Scheitern nicht als persönliches Versagen interpretieren. Denn unser Scheitern beweist: Wir haben es – anders als viele Mitmenschen – versucht. Warum also nicht einen zweiten Versuch wagen?
(Redaktion: Frank Schulz)
(Quellen: Frank Linde und Michael Reichl. Beide sind Geschäftsführer der im-prove coaching und training GmbH aus Lingen (Ems). Sie unterstützen Unternehmen bei Changeprojekten und bieten die Change-Berater Ausbildung an. (Kontakt? Tel.: 0591/120 702 43; Email: kontakt_fl@im-prove.de; Internet: www.im-prove.de).
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