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Notenbank Special: Die geldpolitischen Trends von EZB und Fed

Es war zu erwarten, dass die Geldpolitik der Notenbanken auch in diesem Jahr wieder die Entwicklung an den Finanzmärkten bestimmen wird. Jedoch wurden viele Investoren im Falle der europäischen Notenbank (EZB) von der Diskussion um die geldpolitische Ausrichtung überrascht.

Die Auswertung der Sitzungsprotokolle lässt den Rückschluss zu, dass die bisherigen Zinsanhebungserwartungen zeitlich vorgezogen werden müssen.

Somit wird in den kommenden Monaten u.a. das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Konjunktur und der Inflation im Euroraum liegen. Im Bewusstsein der Abhängigkeit zwischen der von ihm geführten Zentralbank und der EZB betont jedoch der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass eine Prognose, wann seine Notenbank wieder zu positiven Einlagezinsen zurückkehren wird, nicht möglich ist – und man in naher Zukunft auch nicht von den rekordtiefen Negativzinsen abrücken wird. Im Gegensatz dazu hält die britische Notenbankerin Tenreyro in den nächsten drei Jahren einige weitere Zinserhöhungen auf der Insel für nötig. Allerdings relativierte sie diese Aussage durch den Zusatz: Die Zentralbank habe aber noch reichlich Zeit, bevor sie wieder eine Anhebung in Erwägung ziehen müsse. Vor dem unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen ist diese Einschränkung sogar nachvollziehbar.

Sogar aus dem Land der aufgehenden Sonne sind völlig ungewohnte Signale zu vernehmen, die ein Abrücken von der jahrzehntelang betriebenen ultralockeren Geldpolitik andeuten. So hat der japanische Notenbankgouverneur, Haruhiko Kuroda, am Rande eines Treffens mit den regionalen Notenbankmanagern die Inflationsentwicklung leicht optimistischer eingeschätzt und sieht die heimische Volkswirtschaft inzwischen auf einem Wachstumspfad. Befeuert wurde diese Art der Interpretation noch durch ein zuletzt geringeres Volumen bei den Anleihekäufen der Notenbank.

Notenbank Leitzinssatz der EZB – Null

statista ezb zinssatz entwicklung bis 2018

Das gestern veröffentlichte Beige Book ist als Datengrundlage für das anstehende FOMC-Meeting (Federal Open Market Committee) am 30. und 31. Januar anzusehen und hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Die Sitzung der US-amerikanischen Notenbank (Fed) wird voraussichtlich bereits von dem neuen Chef, Jerome Powell, geleitet werden. Die hierbei zu vollziehende „Machtübergabe“ wird an den Finanzmärkten allerdings als unkompliziert angesehen und somit wird sich an der Ausrichtung der Geldpolitik auch nur wenig – falls überhaupt – ändern. Ob es in diesem Jahr zu noch zwei oder sogar drei Zinsanhebungen kommen wird, ist somit nicht der Personalie geschuldet, sondern der weiteren politischen und wirtschaftlichen Entwicklung in den USA.

Eine weitere Notenbank hat am gestrigen Abend angesichts positiver Konjunkturaussichten eine geldpolitische Straffung beschlossen. So hat die Notenbank Kanadas zum dritten Mal binnen sieben Monaten die Zinsen auf das höchste Niveau (1,25% bis 1,50%) seit 2009 angehoben und die Möglichkeit weiterer Schritte angedeutet.

(Quelle: Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG)
(Artikelfoto: EZB / Frankfurt am Main. Mario Draghi)

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