Der Innovationsdruck im deutschen Mittelstand nimmt durch internationale Player wie China ständig zu. Auch wenn Deutschland bei der Anzahl von Patenten noch vorne liegt, das Reich der Mitte wird zur ernst zu nehmenden Konkurrenz in Sachen Forschung und Entwicklung.
Deutsche Unternehmen haben eine gelebte Innovationskultur. Jedoch steigt das wirtschaftliche Risiko, denn auch die Kosten für Forschung und Entwicklung (FuE) steigen. Viele Unternehmen aus dem Mittelstand gehen Kooperationen ein, um einerseits den Fachkräftemangel zu kompensieren und andererseits starke Bündnisse zu schmieden. Doch chinesische Unternehmen investieren viel Geld und melden enorm viele Patente an.
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln stellt fest:
Die deutsche Industrie befindet sich weiterhin auf Globalisierungskurs. Egal ob Firmen eine Produktionsstätte in China errichten oder neue Geschäftspartner in Brasilien gewinnen: Wer seine Erzeugnisse rund um die Welt fertigt und verkauft, muss die Ideen dahinter auch überall schützen lassen. Denn Patentrechte sind jeweils an ein Land oder eine Region wie die EU gebunden.
Folglich gibt es einen weltweiten Wettlauf um die Schutzrechte für Produkte und Verfahren. Neben den traditionell innovationsstarken USA, Japan und Südkorea wächst auch China in die Rolle eines ernst zu nehmenden Konkurrenten für Deutschland hinein. Zwar hatten deutsche Erfinder 2014 mit gut 37.000 vom europäischen, US-amerikanischen und japanischen Patentamt erteilten Schutzrechten noch klar die Nase vorn, denn China erreichte nur rund 10.000. Doch die Tüftler aus der Volksrepublik machen Tempo.
Die Gesamtzahl der an deutsche Forscher erteilten Patente erhöhte sich in diesem Zeitraum gerade einmal um rund die Hälfte – die Zahl der Patente aus China hat sich dagegen verzwanzigfacht.
- USA in Psychologie
- Großbritannien in Kunst und Geisteswissenschaften
- Frankreich in Geologie
- Deutschland in Physik und Astronomie
- Indien in Pharmazie
- Südkorea in Materialwirtschaft
- Russland in Physik und Astronomie
- Japan in Physik und Astronomie
- China in Materialwirtschaft
(Quelle: Statista GmbH)
Innovationskraft im Mittelstand – mehr Forscher im Reich der Mitte beschäftigt
Die Zahl der in der chinesischen Wirtschaft beschäftigten Forscher ist – in Vollzeitkräften gerechnet – von 2005 bis 2014 im Jahresschnitt um fast 4 Prozent gestiegen. In Deutschland betrug der jährliche Zuwachs nur gut 2 Prozent.
Bei der finanziellen Ausstattung der Forschungsabteilungen war der Unterschied sogar noch größer: Die chinesischen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) stiegen zwischen 2005 und 2014 pro Jahr um 17 Prozent – Deutschland kam nur auf ein durchschnittliches Plus von 3 Prozent.
Seit 2005 hat China seine FuE-Aufwendungen von 0,9 Prozent der Wirtschaftsleistung auf fast 1,6 Prozent gesteigert. Der Abstand zu Deutschland beträgt lediglich noch 0,35 Prozentpunkte.
Dass der deutschen Wirtschaft die Forschungskonkurrenz im Nacken sitzt, liegt auch daran, dass die öffentliche Hand die Unternehmen mit ihren Forschungsanstrengungen zunehmend alleinlässt. Heute steuert der Staat nur noch jeden dreißigsten Euro zu den FuE-Aufwendungen der Wirtschaft bei – zu Beginn der 1990er Jahre war es immerhin noch jeder zehnte Euro.
Zudem gibt es in Deutschland keinerlei steuerliche Forschungsförderung – China dagegen nutzt dieses Instrument mit umgerechnet nahezu 10 Milliarden Dollar so stark wie kein anderes Land. Das erklärt einen guten Teil der chinesischen Innovationskraft. Denn wissenschaftlichen Studien zufolge bringen Unternehmen je Euro steuerlicher Forschungsförderung einen zusätzlichen Euro auf, den sie ohne das staatliche Engagement nicht investiert hätten.
Nicht zuletzt durch eine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Patent- und Markenamt hat Peking den rechtlichen Rahmen für die Durchsetzung geistiger Schutzrechte verbessert – mit Erfolg:
Seit 2005 ist die Zahl der beim chinesischen Patentamt angemeldeten Schutzrechte um fast 340 Prozent gestiegen – das war der höchste Zuwachs bei allen Patentämtern weltweit.
Auch deutsche Unternehmen schenken dem aufstrebenden Innovationsstandort China immer mehr Vertrauen. Mittlerweile lassen sie dort jährlich annähernd 7.000 Erfindungen schützen – und damit mehr als beispielsweise in Japan.
(Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. – Dr. Oliver Koppel / PricewaterhouseCoopers)
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