In den vergangenen Monaten ist die Summe der zu spät bezahlten Forderungen, die Lieferanten und Dienstleister der IKT-Branche dem Kreditversicherer Atradius gemeldet haben, spürbar gestiegen.
Für die kommenden sechs Monate rechnet Atradius damit, dass die Zahlungsverzögerungen und Insolvenzen in dem Bereich weiter zunehmen. Das geht aus dem aktuellen MarktMonitor des Kreditversicherers für die Branche hervor. Die Zahl der Insolvenzen von deutschen IKT-Firmen stieg 2017 um 1,5 Prozent, während die Firmenpleiten in Deutschland insgesamt um mehr als 6 Prozent zurückgingen.
Harter Wettbewerb in der IKT-Branche lässt Margen schrumpfen
Der deutsche IKT-Markt wird von wenigen großen Konzernen dominiert, daneben existiert eine Vielzahl an mittelständischen Unternehmen. Diese stehen mit ihren Produkten und Services häufig in einem harten Wettbewerb untereinander. So bleiben die Margen – trotz einer insgesamt soliden Nachfrage – in allen Teilbereichen weiterhin gering. Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen ist zudem meistens unterdurchschnittlich.
Der Konsolidierungstrend in der Branche hält vor diesem Hintergrund weiter an. Unternehmen sind gezwungen, mit dem rasanten Fortschritt mitzuhalten und neue Produkte immer schneller zur Marktreife zu bringen.
Darüber hinaus sind in der IKT-Branche die Liquiditätsrisiken aufgrund sogenannter Umsatzsteuerkarusselle weiterhin hoch. Von den Ermittlungs- und Strafmaßnahmen der Steuerbehörden, die im Zusammenhang mit dem Betrugsmuster ergriffen wurden, waren in den vergangenen zwei Jahren vermehrt Groß- und Einzelhändler von Unterhaltungselektronik betroffen – in Deutschland und vor allem in Osteuropa. Die Maßnahmen reichen von Pfändungen über eingefrorene Konten bis hin zur Untersuchungshaft von Mitarbeitern, werden häufig schon im Verdachtsfall implementiert und können die finanzielle Basis von Unternehmen schnell zerstören. Gefahr droht den IKT-Firmen dabei von zwei Seiten:
Zum einen können sie völlig ohne Vorzeichen einen Zahlungsausfall erleiden, wenn einer ihrer Abnehmer aus der Branche in das Visier der Behörden gerät und kurzfristig zahlungsunfähig wird. Gleichzeitig können Elektronikhändler selbst schnell und ohne eigene Kenntnis in ein solches Karussell hineingeraten und zum Opfer der behördlichen Maßnahmen werden.
Atradius weist außerdem auf drohende Liquiditätsengpässe bei IKT-Firmen hin, die die Vergütungsansprüche von Verwertungsgesellschaften nicht bezahlen und damit die gesetzlich geregelte Abgabe verweigern. In jüngster Vergangenheit kam es hierdurch vereinzelt zu Zahlungsausfällen, nachdem die Staatsanwaltschaft Firmenkonten bei säumigen Unternehmen sperrte.
Aufgrund der genannten Faktoren bewertet Atradius das Forderungsrisiko in der deutschen IKT-Branche derzeit insgesamt neutral bis vorsichtig.
Hintergrund:
Der Atradius MarktMonitor analysiert die aktuelle Situation in den IKT-Branchen in China, Deutschland, Japan, Großbritannien, den USA, Australien, Frankreich, Indien, Italien, den Niederlanden, Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Zudem gibt er einen Ausblick, wie sich die Zahlungsrisiken in den kommenden sechs Monaten entwickeln werden.
(Quellen: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie / Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften und Inkassodienstleistungen mit einer strategischen Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Kreditversicherungs-, Bürgschaften- und Inkassoprodukte schützen Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und Dienstleistungen auf Kredit.)
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