Im Mittelstand steht der Anschaffung von Elektrofahrzeugen an sich nichts im Wege. Es fehlen allerdings flächendeckende Ladenetze und die Zuladung ist noch zu gering. Überraschende Ergebnisse einer DIHK-Umfage.
“Knapp 40 Prozent der vom DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.) befragten Unternehmen haben schon einmal Elektrofahrzeuge angeschafft oder beabsichtigen zumindest den Kauf beziehungsweise Leasing”, berichtete der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks anlässlich der Vorstellung des IHK-Energiewende-Barometers.
Überraschend: “Auf dem Sprung, in diese Technologie zu investieren, steht der Dienstleistungssektor mit 27 Prozent ganz oben”, so Dercks. “Überraschend” nannte er zudem, dass auch viele kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern Interesse am Kauf oder Leasing signalisierten.
Mittelstand – großes Potenzial für Autohersteller von Elektrofahrzeugen
Im Detail: Während 15 Prozent der befragten Industrieunternehmen die Anschaffung von Elektrofahrzeugen einplanen, sind dies im Dienstleistungsbereich mehr als ein Viertel (27 Prozent). Auch nach Unternehmensgröße gibt es signifikante Unterschiede: So haben Betriebe bis 20 Mitarbeiter zwar bisher kaum Elektrofahrzeuge angeschafft, jedoch ist ihre Anschaffungsneigung (geplante Maßnahme) mit über 30 Prozent umso größer.
In den Fuhrparks großer Firmen findet man dagegen schon heute deutlich häufiger Elektrofahrzeuge (35 Prozent) bzw. es befinden sich vergleichsweise viele Maßnahmen in der Umsetzung (12 Prozent). Damit findet bereits in fast der Hälfte der Flotten großer Unternehmen eine Teilelektrifizierung statt – wenn auch in geringer Tiefe. Die Anschaffungsneigung hat mit 13 Prozent nach der ersten Neugier schon wieder nachgelassen, was für Probleme beim politisch gewollten Markthochlauf und damit auch der Durchdringung in Firmenflotten spricht.
Die Hürden für die Anschaffung von Elektrofahrzeugen im Mittelstand
Drei bekannte Barrieren sind relevant: Größtes Hindernis für Erwerb oder Leasing von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben ist, dass die Fahrzeuge die geforderten Anforderungsprofile (Zuladung, Reichweite) nicht erfüllen (83 Prozent). Dies ist insbesondere bei großen Unternehmen überdurchschnittlich der Fall (87 Prozent), die mittels strukturierten Fuhrparkmanagements einen genauen Überblick über ihre Anforderungsprofile haben.
Das Thema Wirtschaftlichkeit (59 Prozent) und die Lade- und Tankstelleninfrastruktur (67 Prozent) stehen dahinter zurück. Die geringste Bedeutung haben diese beiden Hürden in den Augen von kleinen Betrieben mit bis zu 9 Mitarbeitern (46 bzw. 61 Prozent).
Die Bundesegierung hat zur Förderung der Elektromobilität ein Maßnahmenpaket verabschiedet: Es wird eine Kaufprämie, der sogenannte Umweltbonus, für Neufahrzeuge gezahlt. Für reine Elektroautos werden 4000 Euro, für Plug-In Hybride 3000 Euro gezahlt. Der Umweltbonus wird für Fahrzeuge mit einem Listenpreis von maximal 60.000 Euro gezahlt. Die Gesamtfördersumme ist auf 1,2 Milliarden Euro festgelegt. Davon übernehmen der Bund und die Automobilindustrie jeweils die Hälfte der Kosten. Die Förderung durch den Bund erfolgt bei entsprechender Förderung durch den Hersteller. Autokäufer können ihre Anträge seit dem 2. Juli beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stellen, das hierfür auch ein Info-Telefon (06196 908-1009) eingerichtet hat.
Eine Liste der förderfähigen Elektrofahrzeuge bietet das BAFA ebenfalls an (pdf-Datei).
Ein interaktives Stromtankstellenverzeichnis bietet die Internetseite “GoingElectric.de” an.
FAZIT:
Insgesamt zeigt sich, dass die Angebotspalette der Elektrofahrzeuge hinsichtlich Reichweite, Leistung und Zuladung weiterentwickelt werden sollte, damit aus Interesse auch eine Marktdurchdringung in den Flotten der Unternehmen entwickelt wird. Nicht zuletzt ist es auch vor dem Hintergrund der EU-Emissionsziele im Verkehrsbereich für 2030 notwendig, das Interesse der Unternehmen an alternativen Antrieben in einen selbsttragenden Markthochlauf zu entwickeln.
(Quellen: DIHK / BAFA / GoingElectric.de)
(Foto: Renault Kangoo Z.E.)
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