Künstliche Intelligenz wird die Arbeitswelt verändern und einfache Jobs ersetzen. Das stimmt so nicht. Denn trotz Digitalisierung und veränderten Arbeitsprozessen bleibt die Routinearbeit auf einem hohen Niveau – selbst bei Akademikern. Das ist die Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.
Erledigen Roboter die Jobs, die den Erwerbstätigen in Deutschland zu langweilig oder zu anstrengend sind und noch nicht nach China ausgelagert wurden – oder nehmen sie uns die Arbeit weg?
Gemessen am Einfacharbeitsindex des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeichnet sich bisher weder das eine noch das andere ab. Für diesen Index hat das IW eine Erwerbstätigenbefragung ausgewertet, die seit 1979 alle sechs bis sieben Jahre stattfindet und in der die Beschäftigten einschätzen, wie anspruchsvoll ihre Tätigkeiten sind. Abgefragt werden fünf Komponenten einfacher Arbeit: ob eine Ausbildung oder Fachkenntnisse nötig sind, wie detailliert die Arbeitsschritte vorgegeben sind, ob sie sich routinemäßig wiederholen und ob Mindestleistungen wie eine Stückzahl gefordert sind.
Akademiker erledigen wie alle anderen Beschäftigten heute häufiger Routinejobs als vor 30 Jahren
Zwar stammen die jüngsten Befragungsdaten aus dem Jahr 2012, langfristige Trends sind gleichwohl zu erkennen – denn Digitalisierung und Globalisierung hinterlassen nicht erst seit heute ihre Spure.
Nach eigener Einschätzung verrichteten die Erwerbstätigen in Westdeutschland 2012 im Durchschnitt etwas weniger einfache Tätigkeiten als 1979 – der Gesamtindex ging von 0,30 auf 0,28 zurück.
Ohne Ausbildung läuft kaum etwas. Immer mehr Erwerbstätige geben an, dass ihre Arbeit ohne Ausbildung nicht auszuführen sei. Im Jahr 1979 lag der Indexwert für alle Erwerbstätigen bei 0,27 – 2012 nur noch bei 0,17. Die zunehmenden Anforderungen an die Qualifikation sind auch ein Grund dafür, dass zuletzt nur noch knapp 2,6 Millionen Berufstätige in Westdeutschland keine Ausbildung hatten – 30 Jahre zuvor waren es noch mehr als dreimal so viele.
Langeweile bleibt ein steter Begleiter. Die für einfache Arbeit typische Routine hat sogar leicht zugenommen. Sich bis in alle Einzelheiten wiederholende Arbeitsschritte waren mit einem Indexwert von 0,45 schon 1979 gang und gäbe – und sind es heute mit 0,48 noch mehr.
Vor allem hoch qualifizierte Akademiker kommen zwar so gut wie gar nicht mehr ohne ihr Know-how aus, erledigen aber wie alle anderen Beschäftigten häufiger Routinejobs. Unterm Strich ist der individuelle Grad an Einfacharbeit für sie ähnlich hoch wie Ende der 1970er Jahre. Weil inzwischen fast acht Millionen Erwerbstätige einen Hochschulabschluss haben – 5,7 Millionen mehr als 1979 -, leisteten die Akademiker 2012 in der Summe genauso viel Einfacharbeit wie die Un- und Angelernten.
(Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.)
Schreibe einen Kommentar