Klaus Stopp Baader Bank

Anleihen: Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie profitieren vom EZB Aufkaufprogramm

Der Markt für Anleihen reagiert sehr unterschiedlich auf das EZB-Ankaufprogramm für Staatsanleihen. Klaus Stopp ist Experte für Anleihen bei der Baader Bank und analysiert zudem die Reaktionen an den Finanzmärkten nach der Wahl in Griechenland.

Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie profitieren von den jüngsten Ankündigungen der Europäischen Zentralbank (EZB), von März 2015 bis September 2016 jeden Monat Anleihen im Wert von 60 Mrd. Euro aufkaufen zu wollen. Diese geldpolitischen Maßnahmen wirken wie ein Schutzschild und haben viele Staatsanleihen aus Portugal, Spanien oder Irland in Richtung neuer Zwölfmonatshochs getrieben.

So zog im fünfjährigen Bereich eine Staatsanleihe aus Portugal (A1ATN7), die bis 6/2020 läuft, auf ca. 116,51 Prozent an, was eine Rendite von 1,57 Prozent bedeutete. Mit spanischen Titeln lässt sich im fünfjährigen Bereich hingegen nur noch eine Rendite von rund 0,84 Prozent erzielen, was anhand eines Bonds (A1ZLR2), der bis 1/2020 läuft, deutlich wird. Im zehnjährigen Bereich liegen die Renditen spanischer Staatsanleihen bei rund 1,52 Prozent.

Auch irische Staatsanleihen notieren nahe ihrer Jahreshochs. Ein Bond aus Dublin (A0ACL3), der 4/2020 fällig wird, steht bei ca. 120,54 Prozent und wirft eine Rendite von ca. 0,50 Prozent ab. Im zehnjährigen Bereich liegt die Rendite bei rund 1,12 Prozent, was an einem Titel (A1ANNQ), der bis 3/2025 läuft und bei ca. 140,70 Prozent notiert, ablesbar ist.

Europäische Anleihen – keine Anzeichen von Flächenbrand nach Wahl in Hellas

An den europäischen Bondmärkten herrschte zwar nach dem Wahlsieg des reformkritischen Linksbündnisses Syriza bei den griechischen Parlamentswahlen demonstrative Gelassenheit. Mit den ersten Maßnahmen der neuen Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras sind allerdings die Aktienmärkte in Athen stark unter Druck geraten.

Auch griechische Anleihen gehören weiterhin zu den Verlierern im Zusammenhang mit der nicht endenden Diskussion um die Vertragstreue der Griechen. Dies lässt sich gut an dem vor knapp acht Monaten bei 99,13 Prozent begebenen Bond aufzeigen. Die ehemals fünfjährige Anleihe (A1ZGWQ) aus Athen notiert derzeit mit 74,25 Prozent auf seinem Jahrestief, bei einer Rendite von ca. 13,02 Prozent.

Alexis Tsipras Minister Griechenland

Alexis Tsipras griechischer Ministerpräsident

 

An anderen Märkten hielten sich die Ausschläge aber in engen Grenzen. Italienische, spanische oder portugiesische Anleihen gerieten nur zeitweise etwas unter Druck. Hier sind die Auswirkungen der jüngsten, von der Europäischen Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche angekündigten Geldschwemme viel bedeutender. Dadurch scheint die Gefahr eines Flächenbrands, also eines Überspringens der Griechenlandkrise auf andere Peripherieländer, vorerst gebannt.

Doch was macht Tsipras? Er dreht im Eiltempo die Reformen der Vorgängerregierung zurück, indem er unter anderem die Privatisierungen stoppt, den Beamtenapparat wieder aufstockt und den Mindestlohn auf den alten Stand anhebt. Wie will er so mit den Geldgebern – bestehend aus EU-Kommission, EZB und IWF – wieder auf einen grünen Zweig kommen? Bekanntlich will Syriza ja Griechenland im Euro halten. Sicher, die Lastenverteilung für die Sparmaßnahmen ist unausgewogen, weshalb man reichen Gruppen wie etwa diejenigen der griechischen Reeder mehr abverlangen müsste. Eine solche Umverteilung wäre immer noch Tsipras Chance, sich bei seinen Wählern und der EU beliebt zu machen.

Das, was er nun aber macht, ist schwer vereinbar mit dem Deal der Geldgeber-Troika, der da lautet: Geld gegen Reformen.

(Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.)

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