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Rente: Selbstständige verbuchen Lücken in ihrer Altersvorsorge

26 Prozent der Selbstständigen und Freiberufler haben in Deutschland keine private Altersvorsorge. Wie bei Arbeitnehmern ist darüber hinaus die Kenntnis über das 3-Säulen-Prinzip zur Altersvorsorge und die Unterschätzung der Versorgungslücke eklatant. Widersprüche wo man hinschaut. Aufklärung zur Rente greift nur spärlich.

Laut einer Postbank-Umfrage stuft zudem jeder Vierte seine finanzielle Vorsorge als nicht ausreichend ein. Dennoch werden künftig nur wenige in den weiteren Ausbau der Altersvorsorge investieren. 56 Prozent aller Selbstständigen und Freiberufler planen keinen Ausbau der privaten Altersvorsorge, nur jeder Fünfte (21 Prozent) hat dazu Pläne, der Rest ist noch unentschieden.

Seit Jahren besteht eine hohe Wissenslücke bezüglich des Altersvorsorge-Mix. Wie bei den Erwerbstätigen, wissen auch Selbstständige weder, wie hoch ihre Rente sein wird, noch kennen sie den seit Jahren empfohlenen Dreiklang der Altersvorsorge – gesetzlich, privat und betrieblich.

GDV eV Umfrage zur Vorsorge

Die Generation Mitte: Lebenssituation, Hoffnungen und Sorgen der 30- bis 59-Jährigen.
[heading]Deutliche Unterschiede[/heading]
Grundlage der Analyse der Postbank AG ist eine Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach. Harald Roos, Bereichsvorstand Geschäfts- und Firmenkunden bei der Postbank: 

Die Analyse verdeutlicht einmal mehr, dass häufig auch die Mittel zum Vorsorgeaufbau fehlen. Denn die Einkommensverhältnisse unter den Selbstständigen in Deutschland sind sehr unterschiedlich.

So verfügt laut Allensbach-Zahlen ein Fünftel der Selbstständigen-Haushalte über weniger als 2.500 Euro im Monat. Eine ebenso große Gruppe hat jedoch monatlich mehr als 5.000 Euro zur Verfügung.
Klassischerweise sorgen Selbstständige häufig mit Immobilienbesitz für ihren Ruhestand vor. So zeigt die Analyse der Postbank, dass sieben von zehn der Selbstständigen-Haushalte über Immobilienbesitz verfügen. Unter Angestellten ist dies nur bei Fünf von Zehn der Fall. Neben einer selbstbewohnten Immobilie bezeichnen zudem 58 Prozent der Selbstständigen vermietete Häuser oder Wohnungen als “ideale Form der Alterssicherung”. Das sind exakt doppelt so viele Nennungen wie bei den Angestellten (29 Prozent).
[heading]Versicherungen beliebt[/heading]
Die Postbank-Analyse sagt weiterhin aus, dass Selbstständige mehr als doppelt so häufig eine private Renten- oder Lebensversicherung besitzen wie Arbeiterhaushalte. Etwa jeder dritte Selbstständige oder Freiberufler hat eine solche Police. Dazu Harald Roos: 

Durch die anhaltende Niedrigzinsphase werden vor allem die Erträge aus Versicherungen im Ruhestand reduziert. Dadurch wachsen für viele Selbstständige und Freiberufler nochmals die Lücken bei der Altersversorgung.

Insgesamt sind laut Statistischem Bundesamt rund 4,4 Millionen Menschen in Deutschland selbstständig tätig.
[heading]3-Säulen-Modell?[/heading]
In einer anderen, vom Versicherungsunternehmen Fidelity veröffentlichten Arbeitnehmer-Studie, waren 70 Prozent der befragten Erwerbstätigen, die angaben die drei Säulen der Altersvorsorge – gesetzlich, privat und betrieblich – zu kennen, nicht in der Lage, diese korrekt zu unterscheiden. Sie sind daher auch nicht in der Lage, diese bestmöglich zu nutzen.
Fidelity Umfrage 3 Säulen Vorsorge
Anmerkung: Weit über die Hälfte der Befragten hat im Zusammenhang mit der Altersvorsorge noch nie vom 3-Säulen-Modell gehört.

Vielen Berufstätigen mangelt es bei der Altersvorsorge offenkundig noch immer an ausreichender Orientierung. Von einer optimalen Nutzung der Angebote sind sie daher weit entfernt,

kommentiert Hans-Jürgen Hoffmann, Leiter des Psephos Instituts für Markt-, Politik- und Sozialforschung.
Dass die Deutschen ihre Altersvorsorge nicht optimal aus den Angeboten aller drei Säulen zusammensetzen, zeigen auch Zahlen des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Danach stammen 88 Prozent der Gesamteinkünfte heutiger Rentner in Deutschland aus der gesetzlichen Rentenversicherung und 5 Prozent aus privater Vorsorge. Nur 4 Prozent gehen auf betriebliche Vorsorge zurück.
Anders zum Beispiel in den Niederlanden: Dort ist der Dreiklang der Altersvorsorge schon deutlich besser umgesetzt. 58 Prozent der Gesamteinkünfte stammen aus gesetzlicher, 29 Prozent aus betrieblicher und 12 Prozent aus privater Vorsorge.
Die Deutschen setzen aber nicht nur auf den falschen Altersvorsorge-Mix, sie überschätzen auch fundamental die Höhe ihrer künftigen Rente: Die Fidelity-Studie zeigt, dass 71 Prozent der Befragten nach eigener Auskunft nur ungefähre oder keine Vorstellungen über die voraussichtliche Höhe ihrer gesamten Altersbezüge haben.
[heading]Rentenhöhe[/heading]
Vier von fünf Deutschen (81 Prozent) rechnen mit einer Rente in Höhe von 60 Prozent und mehr, über 40 Prozent erwarten sogar 80 bis 100 Prozent ihres Nettolohns. Tatsächlich erreichen die Deutschen bei Rentenbeginn im Schnitt lediglich 56 Prozent ihres letzten Einkommens vor dem Ruhestand.
Trotz der 2002 eingeführten jährlichen Renteninformation haben fast zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) nur ungefähre oder keine Vorstellungen darüber, wie hoch ihre gesetzliche Rente ausfallen wird. Auch hier sind die Erwartungen der Befragten überhöht. Etwas realistischer sind nur die jüngeren Erwerbstätigen. Die Aufklärungsarbeit scheint hier erste Wirkung zu zeigen und das Bewusstsein für die drohende Versorgungslücke zu wecken.
Allerdings führt das nicht dazu, dass sie privat oder betrieblich mehr vorsorgen. Fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent) verfügt über keine private Altersvorsorge – vor allem die Jüngeren.
(Autor: Frank Schulz)
(Quellen: Fidelity: Die Ergebnisse der Studie stammen aus einer repräsentativen Befragung von 1.000 erwerbstätigen Personen zwischen 18 und 55 Jahren in Deutschland. Die Studie wurde vom Psephos Institut für Markt-, Politik- und Sozialforschung GmbH durchgeführt. Postbank AG: Interne Erhebung. GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.)
(Foto: Artikelbild Jorma Bork  / pixelio.de)
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