Seit vielen Jahren muss sich Deutschland den Vorwurf anhören lassen, das zu viel gespart und nicht investiert wird. Jüngst mahnt auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde Deutschland, endlich an der Stellschraube Investitionen zu drehen. Doch worin soll denn eigentlich investiert werden?
Vor allem wird immer wieder das Problem eines zu hohen Leistungsbilanzüberschusses (ein Land spart mehr als es investiert) angemahnt. Die EU-Kommission empfiehlt politische Maßnahmen „… zur Stärkung der Binnennachfrage und des Wachstumspotenzials.“ Es werden z. B. höhere Investitionen empfohlen, Effizienzsteigerungen, die Liberalisierung des Dienstleistungssektors sowie Maßnahmen zur Stärkung des Arbeitskräfteangebots. (Quelle: BDA)
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat sich einmal angeschaut, wie es mit den Investitionen in Deutschland ausschaut.
Die Arten der Investitionen – sehr vielschichtig
Es betrifft zwei Seiten: Den Staat (öffentliche Investitionen) aber auch die privaten Unternehmen. Man kann leicht vergessen, wie vielschichtig der Investitionsbegriff ist. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Trends in den einzelnen Teilbereichen, wie ein Blick auf die zurückliegenden Jahre verdeutlicht. „Nur wenn genügend neue, moderne Fertigungskapazitäten entstehen, kann die deutsche Wirtschaft wachsen und neue Arbeitsplätze schaffen“, so der IW Köln.
Ausrüstungsinvestitionen. Mit 176 Milliarden Euro entfiel 2013 knapp ein Drittel aller Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland auf Ausrüstungen. Dieser Bereich lässt sich nochmals unterteilen: Maschinen und Geräte machten im vergangenen Jahr 73 Prozent aller Ausrüstungsinvestitionen aus.
Daneben umfasst die Kategorie der Ausrüstungen vor allem die Käufe von Fahrzeugen durch Firmen und die öffentliche Hand. In diesem Bereich war zwischen dem vierten Quartal 2010 und dem ersten Quartal 2013 ein realer Rückgang um 23 Prozent zu verzeichnen. Doch auch hier gilt es zu differenzieren. Die Investitionen in gewerblich genutzte Kraftfahrzeuge – also Firmenwagen und Lkws – waren 2013 etwa 10 Prozent höher als im Jahr 2010. Bei Schiffen, Lokomotiven, Flugzeugen und sonstigen Fahrzeugen gab es dagegen ein Minus von 57 Prozent.
Die Investitionen deutscher Reeder in neue Schiffe zum Beispiel sanken – nach einem siebenjährigen Aufschwung – von 10,6 Milliarden Euro 2010 auf nur noch 2,4 Milliarden Euro drei Jahre später. Hier machte sich die globale Finanz- und Wirtschaftskrise erst mit Verzögerung bemerkbar, weil zwischen der Bestellung eines Frachtschiffs und dessen Auslieferung und Bezahlung im Schnitt rund zwei Jahre liegen. Inzwischen ordern die Reeder jedoch wieder mehr, weil die hohen Treibstoffkosten den Trend zu neuen, größeren Schiffen vorantreiben.
Bauinvestitionen. Die realen Investitionen in Wohn- und Geschäftsgebäude summierten sich im vergangenen Jahr auf 279 Milliarden Euro. Gegenüber dem Tiefpunkt von 2009 bedeutete das einen realen Zuwachs von mehr als 12 Prozent. Im Jahr 2013 schrumpfte der Gewerbebau allerdings preisbereinigt um 1,8 Prozent – offenbar hielten sich die Unternehmen bei der Errichtung neuer Werkhallen ebenso zurück wie beim Kauf von Maschinen.
Sonstige Investitionen. In diesem Bereich ging es in den vergangenen Jahren relativ stetig bergauf. Ein Grund dürfte sein, dass die hier enthaltenen Investitionen in Software eher dem langfristigen technischen Fortschritt als kurzfristigen Konjunkturtrends folgen. Und auch die Forschungs- und Entwicklungsausgaben, die erst seit kurzem als Investitionen erfasst werden, haben einen recht langen Zeithorizont.
(Quelle/Copyright: Institut der deutschen Wirtschaft, Köln)
No comments yet.