Klaus Stopp Baader Bank

EZB Chef Mario Draghi: Wird der Strafzins zum Spielverderber für Draghi?

Stell‘ dir vor, die Europäische Zentralbank (EZB) will Staatsanleihen aufkaufen, aber keiner will sie hergeben! Wenn die Notenbank, wie allgemein erwartet, Anfang 2015 mit der Erweiterung ihrer ohnehin schon expansiven Geldpolitik in Form des QE-Programms (Quantitative Easing) beginnt, könnte es sein, dass man die Rechnung ohne den Wirt gemacht hat.

Die Rolle des Wirts haben hier die europäischen Banken, denen seit September dieses Jahres ein negativer Zins in Höhe von 0,2% für kurzfristige Einlagen abverlangt wird, wenn sie Gelder bei der EZB bunkern.

Warum also sollten die Geldhäuser Staatsanleihen abstoßen, wenn sie für die dafür erzielten Einnahmen einen Strafzins bezahlen müssen, sofern sie die flüssigen Mittel wiederum bei der Notenbank zwischenlagern wollen? Immerhin halten die europäischen Banken rund ein Drittel der ausstehenden Euro-Anleihen im Gesamtvolumen von 6,6 Billionen Euro!

Spielverderber Negativzins für die EZB um Mario Draghi

Der Aufkauf von Staatsanleihen durch eine Notenbank bei gleichzeitigem Strafzins für zu parkende Liquidität – das geht nicht so recht zusammen, und ist in der Geschichte der Notenbanken auch ohne Beispiel. Gleichzeitig ist es ja erklärtes Ziel der EZB, die Banken mit dem Strafzins dazu zu bewegen, mehr Firmenkredite zu vergeben, um das Wachstum anzukurbeln.

Kann also der Negativzins zum Spielverderber für EZB-Präsident Mario Draghi und sein QE-Programm werden? Ein Ausweg aus der Bredouille könnte sein, dass die Notenbank das Mindestreserve-Soll für die Banken erhöht. Denn darauf müssen die Institute keinen Strafzins bezahlen, sondern erhalten 0,05 Prozent – immerhin.

Rom hofft auf Super-Mario – EZB Chef Mario Draghi

Der Blick auf die volkswirtschaftliche Lage in Italien ist düster. Die Regierung des umtriebigen Matteo Renzi hat bisher nicht wirklich mit Reformen überzeugen können. Bereits zum Jahresende dürfte die Staatsverschuldung des Landes auf schwindelerregende 135% der Wirtschaftsleistung anschwellen. Hinzu kommt, dass sich Italien in der Rezession befindet. Im zweiten Quartal 2014 war die Wirtschaft um 0,2% geschrumpft – und dies zum zweiten Mal in Folge.

Vor kurzem hat Standard & Poor’s Italiens Bonität von BBB auf „BBB -“, also bis kurz vor Ramschniveau, herabgesetzt. Die Ratingagentur begründet die Herabstufung mit der Prognose eines deutlichen Anwachsens des italienischen Schuldenbergs in den kommenden Jahren. Belastend kommt hinzu, dass Italiens Banken eine Rekordsumme von rund 179 Mrd. € als Non Performing Loans in ihren Büchern stehen haben.

Vor diesem Hintergrund hofft nun die Regierung in Rom darauf, dass es Super-Mario Draghi, italienischer Präsident an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB), mit seiner expansiven Geldpolitik schon richten wird. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters plant der EZB-Chef, nicht nur das QE-Programm (Quantitative Easing) einschließlich der ABS-Papiere auf deutlich über 1.000 Mrd. € auszuweiten. Vielmehr gibt es offenbar im EZB-Rat auch eine Diskussion darüber, vorrangig Staatsanleihen aus Italien aufzukaufen. Bisher war davon auszugehen, dass Bonds von allen Euro-Staaten gleichermaßen angekauft würden – und zwar entsprechend ihrer EZB-Kapitalquoten. Dies hätte bedeutet, dass vorrangig deutsche Anleihen, danach französische und erst an dritter Stelle italienische Anleihen von der EZB gekauft werden sollten.

Nimmt Super-Mario also den italienischen Banken das Risiko der eigenen Staatsanleihen ab, wären diese die Hauptprofiteure des Aufkaufprogramms. Damit würde Draghi die italienischen Banken entlasten, in deren Bilanzen Staatsschuldenpapiere über knapp 400 Mrd. € liegen, die beim Banken-Stresstest als „risikolos“ eingestuft wurden. Somit würde gleichzeitig neuer Spielraum für die Banken geschaffen, dem italienischen Staat erneut Staatsschulden abzunehmen. Und das Risiko würde über die Alpen nach Norden verschoben werden.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.
www.bondboard.de  

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