Am Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) wird aufgrund des hohen Kursniveaus die Luft immer dünner – sprich: die Renditen schmelzen weiter ab. Dennoch überwiegen weiterhin die Käufer. Besonders gefragt sind Unternehmensanleihen im mittelfristigen Laufzeitbereich, was für die Investoren das Risiko überschaubarer macht als bei Langläufern.
So war in dieser Woche eine auf australische Dollar lautende Unterehmensanleihe der Mercedes-Benz Australia Pacific (WKN: A1HG4B) gesucht, die bis 3/2016 läuft und bei einem Kursniveau von rund 101,00% eine Rendite von 2,92% abwirft. Angesichts der kurzen Laufzeit und dem Renditeniveau gehen Anleger hierbei bewusst das Währungsrisiko ein.
Ein Währungsrisiko nehmen auch die Investoren eines bis 1/2018 laufenden Anleihen von General Electric (A1HE13) in Kauf, der in neuseeländischen Dollar notiert und bei einem Kursniveau von rund 101,00% eine Rendite von ca. 3,94% aufweist.
Käufer fand auch eine Unternehmensanleihe von ArcelorMittal (A1ZE3L) mit Fälligkeit 3/2019, der bei ca. 103,90% notiert, was einer Rendite von ca. 2,04% entspricht.
Gleich zwei Titel von ThyssenKrupp standen diese Woche im Fokus der Anleger. Der erste war ein bis 8/2018 laufender Titel (A1R08U), der mit ca. 107,90% auf seinem Jahreshöchststand notiert und rund 1,80% Rendite abwirft. Der zweite gesuchte Bond des Stahlkonzerns (A1R041) wird 10/2019 zurückgezahlt und notiert ebenfalls auf seinem Jahreshöchststand von rund 105,70%. Damit ergibt sich eine Rendite von ca. 1,90%.
Nahezu auf Jahreshoch bewegt sich aufgrund der anhaltenden Nachfrage auch eine Anleihe von Hochtief (A12TZ9) mit Laufzeit 5/2019, der bei einem Kurs von rund 104,40% mit ca. 1,53% rentiert.
Emittenten von Unternehmensanleihen aus der 2. Reihe melden sich zu Wort
So hat in dieser Handelswoche unter anderem das auf Reisebüro-Software spezialisierte Unternehmen Amadeus über die Amadeus Finance B.V. eine Anleihe (A1ZS5N) im Volumen von 400 Mio. € emittiert. Die am 2.12.2017 endfällige Gattung ist mit einem Kupon von 0,625% ausgestattet und wurde zu einem Kurs von 99,707% begeben, was einem Emissionsspread von +47 bps über Mid Swap entsprach.
Im gleichen Volumen hat sich auch der belgische Versorger Eandis CVBA am Kapitalmarkt mit Liquidität versorgt. Die am 4.12.2026 zur Rückzahlung anstehende Anleihe (A1ZTAF) ist mit einem jährlichen Kupon von 1,75% ausgestattet und wurde bei 99,475% emittiert. Dies kam einem Emissionsspread von +70 bps über Mid Swap gleich.
Auch die Tochtergesellschaft der spanischen Repsol, die Repsol Intl Finance B.V., hat mittels einer Anleihe 500 Mio. € eingesammelt (A1ZS7Z). Die für institutionelle Anleger konzipierte Anleihe (Mindeststückelung: 100.000,– €) wurde zu einem Kurs von 99,709% begeben, ist mit einem Kupon von 2,25% versehen und am 10.12.2026 endfällig. Der Emissionsspread belief sich auf +113 bps über Mid Swap.
Ebenfalls auf institutionelle Anleger zielt eine Anleihe der Telefonica Europe B.V. ab. Die Hybrid-Anleihe (A1ZTAE) im Volumen von 850 Mio. € wurde zu einem Kurs von 100% begeben und verfügt über einen Kupon von 4,20%. Die Anleihe ist zum 4.12.2019 seitens des Emittenten kündbar und danach wird der Kupon variabel sein. Der Bond wurde mit einem Spread von +380,6 über Mid Swap begeben.
Eine der wenigen Anleihen, die auf die Bedürfnisse der Privatanleger (Mindeststückelung: 1.000,– €) abzielt, ist eine von der französischen RCI Banque SA begebene Gattung (A1ZSQX). Der auf dem 3-Monats-Euribor basierende Floater (+57) ist am 27.11.2017 endfällig und wurde mit einem Kurs von 100% emittiert.
Anleihen – Durchatmen angesagt!
Kurz vor dem am kommenden Montag anstehenden Roll-Over hat sich der Euro-Bund-Future von seinem bisherigen Alltime-High bei 153,01% verabschiedet und notiert aktuell bei 152,34%. Der zukünftig richtungsweisende März-Kontrakt wird allerdings um ca. 0,80% höher als der bisherige Dezember-Kontrakt notieren. Somit sind die bisher relevanten Widerstands- und Unterstützungs-Linien entsprechend zu erhöhen.
Auch weiterhin steht die Kursentwicklung des Rentenbarometers ganz im Zeichen der EZB-Geldpolitik und der geopolitischen Lage. Sollte es allerdings zu heftigen Verwerfungen am Aktienmarkt kommen, so wäre das ein möglicher Anlass, die alten Höchststände nochmals zu testen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass kurz vor dem Jahresultimo die Investoren wenig Interesse an neuen Höchstständen haben, sollte es nicht verwundern, wenn der Euro-Bund-Future in den nächsten Tagen aufgrund von Ermüdungserscheinungen durchatmet.
Zunächst stehen die Zeichen also auf Konsolidierung auf höchstem Niveau. Im Dezember-Kontrakt bedeutet dies den Blick nach unten auf den Bereich zwischen 151,80% und 151,95% zu richten. Denn dort wird sich für die Investoren entscheiden, ob bei abnehmender Handelstätigkeit Altbestände abgesichert werden müssen oder ein erneuter Test der Widerstandslinie bei 153,01% möglich wird.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de
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