Heute war es endlich so weit. Nachdem der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am 22. Januar 2015 den Ankauf von Staatsanleihen beschlossen hat, hofften die Marktteilnehmer auf der heutigen Pressekonferenz in Nikosia auf Zypern einige Details zu erfahren: Ab dem 9. März dieses Jahres sollen monatlich für 60 Mrd. Euro Anleihen angekauft werden.
Wie wichtig die Klärung wesentlicher Details solcher Programme ist, können die Notenbanker der Bank of Japan (BoJ) erläutern, denn im April 2013 verdoppelten sich die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen – unter anderem infolge der mangelhaften Erläuterung bei einer Aufstockung des QE, welche Papiere unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt angekauft werden können. Solche Fehler sollten sich nicht mehr wiederholen, aber ob der gewünschte Effekt – Einfrieren niedriger Refinanzierungskosten – auf Dauer erreicht werden kann, muss abgewartet werden.
EZB Eurotower Frankfurt am Main
In der Theorie hört es sich ganz einfach an. Die Notenbanken kaufen monatlich Anleihen in einem vorher festgelegten Volumen auf. Aber in der Praxis müssen die Spielregeln festgelegt werden. Für welche Staaten und bei welchen Schwellenwerten werden die Notenbanken intervenieren? Wer legt diese Werte fest? Werden die Spreads gegenüber anderen Staaten vernachlässigt? Wer koordiniert und was passiert, wenn die finanziellen Mittel nicht ausreichen bzw. zum Erreichen der Schwellenwerte nicht notwendig sind? Fragen über Fragen! Nicht zuletzt aus diesem Grunde hat Roberto A. De Santis, ein Ökonom der EZB, eine Methode entwickelt, um die einzelnen Komponenten, die zu einem Renditeanstieg bei Staatsanleihen führen, zu analysieren und somit OMT-Staatsanleihekäufe gezielt einzusetzen. Denn das von EZB-Präsident Draghi ins Spiel gebrachte „Redominationsrisiko“ wird nicht so einfach zu beziffern sein.
Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass die Marktteilnehmer die Notenbanken einem Belastungstest unterziehen werden. Noch vor wenigen Wochen wäre man sich sicher gewesen, dass es dabei nur einen Sieger geben könnte, aber nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist klar geworden, auch Notenbanken haben eine Schmerzgrenze. Somit sind also volatile Märkte vorprogrammiert.
Banken besitzen viele Staatsanleihen – nach Daten der EZB
In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass sich die Renditen südeuropäischer Staatsanleihen nahe ihrem Rekordtief befinden und gleichzeitig die Banken des Euroraums so viele Staatsanleihen im Bestand haben wie nie zuvor. Im Gesamtjahr 2014 erhöhten die Banken ihren Besitz an Staatsanleihen nach Daten der EZB um 9,1 Prozent und im Januar 2015 wurde nochmals investiert. Ob diese Bestände gänzlich den gesetzlichen Vorgaben geschuldet sind oder auch Vorkäufe mit Blick auf QE beinhalten, wird erst rückwirkend zu beurteilen sein.
Sollte aber der zweite Aspekt eine Rolle gespielt haben und Banken die erzielten Gewinne möglichst gefahrenlos heben wollen, so birgt genau dieses Szenario die größte Gefahr für den Gesamtmarkt. Allerdings wird auf der anderen Seite an der Emissionstätigkeit Deutschlands deutlich, dass zwar 2015 Anleihen im Volumen von 147 Mrd. Euro begeben werden, aber gleichzeitig damit endfällige Anleihen im Volumen von 135 Mrd. Euro ersetzt werden. So beläuft sich aus deutscher Sicht das neu zur Verfügung stehende Volumen im Jahre 2015 auf nur 15 Mrd. Euro. Solche Gedankenspiele enden dann wiederum sehr schnell in einer weiter künstlichen Materialverknappung mit steigenden Preisen.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.
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