Der Kreditversicherer Euler Hermes prognostiziert einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland – trotz Wirtschaftswachstum in 2016. Grund sind unter anderem die steigenden Insolvenzen von großen Unternehmen und deren Sogwirkung.
Die Trendwende kommt: Euler Hermes prognostiziert erstmals stagnierende Fallzahlen. 2016 und 2017 sollen nach den Einschätzungen des weltweit führenden Kreditversicherers die Pleiten um 1 Prozent ansteigen. Besonders alarmierend ist der weltweite Trend an Insolvenzen von großen Unternehmen, die schnell zahlreiche Lieferanten mit in den Abwärtsstrudel ziehen können. 60 Prozent mehr solcher Fälle weltweit verzeichnete Euler Hermes bereits 2015 – in Deutschland waren es acht. “Too big to fail” gibt es nicht, sondern “Too big, which failed”.
Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe: “Der Erholungszyklus nach der Wirtschaftskrise ist beendet, jetzt ist wieder alles auf Null, das Spiel beginnt von vorne und es ist wieder alles möglich. Das Wirtschaftswachstum in Deutschland verspricht 2016 mit einem erwarteten Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt um 1,7 Prozent zwar Gutes, aber als exportstarke Nation leiden deutsche Unternehmen vor allem auch unter den Entwicklungen bei wichtigen Handelspartnern.“
Dort steigen vielerorts die Insolvenzen. Mit den USA, Großbritannien und China verzeichnen gleich drei der fünf wichtigsten Handelspartner der Deutschen einen Zuwachs bei den Pleiten und Frankreich bewegt sich weiter auf Rekordniveau und rund 30 Prozent oberhalb des Vorkrisenniveaus. Einzig die Niederlande verbuchen voraussichtlich einen Rückgang um 5 Prozent.
Insolvenzen: Vorsicht vor dem Dominoeffekt bei großen Unternehmen
2015 gab es weltweit 152 Insolvenzen von Unternehmen mit einem Umsatz größer als 100 Millionen (Mio.) Euro. 2014 waren es nur 94, das ist demnach ein Anstieg um 60 Prozent. 25 dieser Firmen (und 14 in 2014) waren sogar oberhalb der Umsatzmarke von einer Milliarde (Mrd.) Euro. Nimmt man ihren Umsatz zusammen, beläuft sich dieser auf 87 Mrd. Euro – im Vergleich zu 28 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Umsätze der insolventen großen Unternehmen waren demnach drei Mal so hoch wie im Vorjahr.
In Deutschland meldeten acht Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro Insolvenz an mit einem kumulierten Umsatz von insgesamt 2.000 Mio. Euro. Das dürfte einige Lieferanten durch den Dominoeffekt in Schwierigkeiten gebracht haben.
„Besonders stark ist zuletzt das Risiko in der deutschen Textilbranche gestiegen“, sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland. „Im textilen Einzelhandel haben wir zuletzt bereits einige größere Insolvenzfälle verzeichnet. Aber auch die Transport- und Metallbranche bleiben Wackelkandidaten mit erheblichem Risiko. Der Handels- und Dienstleistungssektor sowie die Baubranche haben zwar zuletzt allesamt einen Rückgang verzeichnet, aber absolut gesehen sind sie immer noch für die höchste Anzahl an Pleiten verantwortlich. Entsprechend wichtig ist es, Branche und Abnehmer genau unter die Lupe zu nehmen.“
(Quelle: Euler Hermes Deutschland)
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