Externe Führungskräfte in Familienunternehmen müssen eine besondere Persönlichkeit und ausgewogene Charaktereigenschaften mitbringen. Vorteil der “Externen” ist der Aufbau einer fachlichen Expertise und die Chance für eine geeignete Nachfolge.
Worum es geht: 163 Familienunternehmen wurden von PwC, dem Wittener Institut für Familienunternehmen und der INTES Akademie für Familienunternehmen über ihre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Fremdmanagern befragt.
Hauptgrund für die Einstellung externer Manager ist der Ausbau der fachlichen Expertise; so sehen es 73 Prozent der Befragten. Jeweils etwa die Hälfte will das Unternehmen auf diese Weise professionalisieren (53 Prozent) oder sein Wachstum vorantreiben (49 Prozent). Ein weiterer Grund: Es fehlt ein qualifizierter Nachfolger aus der Unternehmerfamilie für die Geschäftsführung. „In den meisten Familienunternehmen hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Geburt niemanden zum guten Unternehmer macht“, sagt Dr. Peter Bartels, PwC- Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand. „In diesem Fall kann eine Ergänzung der Geschäftsführung durch Fremdmanager eine gute und manchmal sogar die bessere Lösung sein, weil so neue Sichtweisen in das Unternehmen eingebracht werden.“
Externe Führungskräfte müssen streitbare Charaktere in Familienunternehmen sein
Familienunternehmen wünschen sich für ihre Verstärkung von außen besondere Persönlichkeiten und Charaktere. Das bestätigen 52 Prozent der Studienteilnehmer. Allerdings führt auch genau das zu Konflikten in gemischten Geschäftsführungsteams: 54 Prozent geben an, dass die Persönlichkeiten „häufiger“ oder „gelegentlich“ aufeinanderprallen. Doch Auseinandersetzungen und Konflikte können durchaus von Vorteil sein, je nachdem, wie damit umgegangen wird: „Eine offene, konstruktive Streitkultur ist für das Unternehmen förderlich, da sie den Teamgeist am Ende stärkt. Deshalb brauchen Unternehmen starke Persönlichkeiten – sowohl auf der Seite der Familie als auch bei den Fremdmanagern“, davon ist Prof. Dr. Marcel Hülsbeck überzeugt, Inhaber des Stiftungslehrstuhls für Personal und Organisation, insbesondere für Familienunternehmen am Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU).
Den Geschäftsführungsvorsitz hält in der Regel der familieninterne Manager – so kann sich die Familie das letzte Entscheidungsrecht sichern. Er gibt auch die strategische Ausrichtung des Unternehmens vor. Für Bereiche wie Finanzen und Controlling setzt man hingegen in der Regel auf externe Manager. Entscheidungen werden per Mehrheitsbeschluss im Team oder nach dem jeweiligen Verantwortungsbereich getroffen (jeweils 57 Prozent).
Es sind meist weiche Faktoren, die darüber entscheiden, wie gut interne und externe Manager zusammenarbeiten. „Entscheidend für eine erfolgreiche Teamarbeit sind die emotionale Bindung des Fremdmanagers an die Unternehmerfamilie und großes Vertrauen auf beiden Seiten“, sagt Dr. Dominik von Au, Geschäftsführer der INTES Akademie für Familienunternehmen. Vertrauen bauen familieninterne Manager auf, wenn sie ihrem externen Kollegen auf Augenhöhe begegnen und ihn nicht die Sonderstellung spüren lassen. Auf Seiten des Fremdmanagers kommt es darauf an, sich mit den Werten der Familie zu identifizieren und sich als eine Art Treuhänder der Eigentümer zu verstehen.
(Foto: Copyright Universität Witten/Herdecke)
(Quellen: Universität Witten/Herdecke und PricewaterhouseCoopers)
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