Betriebliches Gesundheitsmanagement sollte eine Führungsaufgabe sein. Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. haben sich einmal näher angeschaut, was ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement ausmacht und stellt sechs Qualitätskriterien für eine sinnvolle Gesundheitsförderung vor.
Die Unternehmen in Deutschland sind darauf angewiesen, ihre alternden Belegschaften so lange wie möglich fit zu halten. Auch wenn Gesundheit in erster Linie in der Verantwortung der Beschäftigten liegt, so unterstützen die Firmen sie doch dabei, gesund zu bleiben. Denn die Arbeitgeber wissen, dass gesunde Mitarbeiter Kosten einsparen und die Produktivität erhöhen. Zu diesem Zweck investieren die Unternehmen enorme Summen:
Doch wie sieht ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement aus?
Das im Jahr 1996 gegründete Europäische Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung hat dazu sechs Qualitätskriterien aufgestellt. Demnach soll betriebliche Gesundheitsförderung:
- als Führungsaufgabe wahrgenommen werden. Dazu gehören vor allem die Einbindung der Führungskräfte, die Integration des Gesundheitsmanagements in die Unternehmenspolitik sowie ausreichende finanzielle und materielle Ressourcen;
- die Mitarbeiter möglichst weitgehend an der Planung und Durchführung beteiligen;
- auf einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis beruhen;
- auf sorgfältigen Analysen basieren und kontinuierlich verbessert werden;
- professionell und dauerhaft betrieben werden. Dazu gehört eine kontinuierliche Information aller Beteiligten;
- anhand ausgewählter Indikatoren bewertet und der Erfolg gemessen werden.
So weit die Theorie – und die Praxis ist nicht weit davon entfernt. Das zeigt eine Befragung von gut 1.300 Unternehmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Sommer 2014
(siehe Grafik).
Von den Großunternehmen informieren sogar mehr als drei Viertel ihre Beschäftigten über das betriebliche Gesundheitsmanagement, im Mittelstand liegt die Quote bei fast 60 Prozent.
Bleibt die Frage, was die Betriebe konkret tun, um ihre Mitarbeiter möglichst fit zu halten. Die Antworten zu den Maßnahmen beschreibt nachfolgende Infografik:
Bei den Instrumenten des betrieblichen Gesundheitsmanagements fällt auf, dass Gesundheitszirkel noch wenig verbreitet sind: Sie werden nur in knapp 4 Prozent aller Unternehmen eingesetzt, und auch Großunternehmen kommen lediglich auf eine Quote von weniger als 30 Prozent.
Tatsächlich sind gut organisierte Gesundheitszirkel sowohl für das Unternehmen als auch für die Beschäftigten sehr effektiv und effizient. Im Idealfall bündeln sie das Erfahrungswissen von Beschäftigten, Führungskräften und Arbeitsmedizinern, um Personal- und Organisationsstrategien zu entwickeln und zu verbessern.
Auch die Krankenkassen fördern das Gesundheitsmanagement in den Betrieben:
Ab 2016 steigen die jährlichen Präventionsausgaben der Krankenkassen pro Versicherten von rund 3 Euro auf 7 Euro – mindestens 2 Euro davon sollen in die betriebliche Gesundheitsförderung investiert werden.
Dass sich solche Investitionen am Ende lohnen, hat das Institut für Gesundheit und Arbeit (iga) herausgefunden, indem es mehr als 1.050 Einzelstudien auswertete. Das erfreuliche Ergebnis: Gesundheitsförderung reduziert Gesundheitsrisiken, senkt Krankheitshäufigkeiten und fördert gesundheitsbewusste Verhaltensweisen.
Allerdings ist es schwer, den Nutzen genau zu beziffern: Laut iga kann 1 Euro, der in die Gesundheitsförderung investiert wird, einen Nutzen von 2,30 Euro bringen – oder auch 5,90 Euro. Wie viel genau, muss noch erforscht werden.
(Quelltext: Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. / Christiane Flüter-Hoffmann und Beate Placke)
(Artikelbild: BARMER GEK)
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