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DIHK Fachkräfte Report: Gastgewerbe und Gesundheit dringend gesucht

Der aktuelle DIHK Arbeitsmarktreport 2018 zeigt Details zum Thema Fachkräftemangel. Das Hauptmotiv für die Suche nach Fachkräften in den Unternehmen ist das altersbedingte Ausscheiden der Mitarbeiter – vor allem in kleinen- und mittleren Unternehmen (KMU).

Insgesamt rund 1,6 Millionen Stellen in Deutschland könnten nach DIHK-Hochrechnungen längerfristig nicht besetzt werden, erläuterte Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK. Entsprechend fürchten fast die Hälfte aller Befragten* um ihre Wachstumspotenziale, beinah ebenso viele rechneten mit Angebotseinschränkungen oder damit, Aufträge ablehnen zu müssen.

*Die Auswertung „Fachkräfte gesucht wie nie!“ beruht auf knapp 24.000 Unternehmensantworten.

Das Fehlen qualifizierter Mitarbeiter sei inzwischen ein „volkwirtschaftlicher Engpass“, sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer, und verwies etwa auf die negativen Folgen für den Infrastruktur-Ausbau oder mangelnde Transportkapazitäten aufgrund von Fahrermangel.

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KMU häufig betroffen – Fachkräfte fehlen in vielen Branchen

Von den Unternehmen, die derzeit Personalbedarf haben, sind besonders KMU mit 20 bis 200 Beschäftigten von Fachkräfteengpässen betroffen. Sie verfügen häufig über keine eigene Personalabteilung, die sich um die Rekrutierung kümmert. Zudem stehen sie vielfach im Wettbewerb um Fachkräfte mit größeren und bekannteren Unternehmen. Engpässe ziehen sich durch viele Branchen: Zeitarbeit (83 Prozent), Sicherheitswirtschaft (78 Prozent), Gesundheits- und Sozialdienstleister (73 Prozent), Straßengüterverkehr (63 Prozent) sowie das Gastgewerbe (62 Prozent) stehen mit an der Spitze. Hier handelt es sich häufig um Stellen, die eine berufliche Ausbildung voraussetzen, aber keine Hochqualifizierten erfordern. Aber auch Branchen wie der hochwertige Maschinenbau (61 Prozent), Architektur und Ingenieurdesign (58 Prozent) sowie IT-Dienstleister (56 Prozent) sind betroffen.

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Beispiele Fachkräftemangel in Branchen

Beispiel Bau (71 Prozent): Negativ betroffen sind u. a. der Wohnungsbau was eine Wohnraumknappheit in Ballungszentren zur Folge hat. Ebenso leidet der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, mit Staukosten als Folge sowie der Breitbandausbau als Basis für viele digitale Entwicklungen. Die Digitalisierung ist ein Kernanliegen im Koalitionsvertrag und unerlässlich, damit die deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb bestehen können. Öffentliche Gelder sind vorhanden, aber Planung und Umsetzung werden personalbedingt zum Flaschenhals. Auch die laut Koalitionsvertrag geplante Investitionsoffensive für Schulen und damit die nötige Investition in die Infrastruktur braucht Baufachkräfte.

Beispiel Demografie, alternde Gesellschaft: Die Nachfrage nach Pflegeleistungen steigt. 60 Prozent der Gesundheits- und Sozialdienstleister fürchten hingegen, Angebote einschränken zu müssen, wenn die Fachkräfte fehlen.

Beispiel Logistik/Verkehr (65 Prozent): Die Transportkapazitäten sinken, wenn Fahrer fehlen. Betroffen sind davon ganze Lieferketten und damit die Produktion in diversen Branchen. Gerade bei der „Just-in-Time-Produktion“ werden Verzögerungen zum Risiko. Auch Einzelhändler, Konsumenten und Arbeitnehmer als Pendler sind beeinträchtigt, wenn der Verkehr nicht wie geplant rollt, weil das Personal fehlt.

Beispiel Bildung/Integration/Vereinbarkeit (Bildungswirtschaft: 58 Prozent): Das Fehlen von (Sprach)Lehrern, Pädagogen und Erziehern gefährdet letztlich das Bildungsniveau und die Qualifikationen künftiger Generationen und damit der Fachkräfte von morgen. Können Kinder nicht bedarfsgerecht betreut werden, so können die Eltern nicht wie gewünscht am Erwerbsleben teilnehmen – damit tun sich weitere Engpässe auf. Sprachlehrer und Betreuer leisten wichtige Arbeit bei der Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern. Deren Integration ist nicht nur eine Chance für die Fachkräftesicherung in kommenden Jahren, sondern eine gesellschaftspolitisch enorm wichtige Herausforderung.

Beispiel Gastgewerbe (58 Prozent): Deutschland wird als Urlaubsregion immer attraktiver. Um hier die Angebote weiter ausbauen zu können, braucht es die nötigen Fachkräfte. Andernfalls gehen wichtige Chancen gerade für die betroffenen Regionen verloren.

Beispiel Sicherheitswirtschaft (75 Prozent): Die Sicherheit bei Großveranstaltungen, der Objektschutz von Unternehmen, Sicherheit im ÖPNV sind nur einige Beispiele, wer von Engpässen in dieser Branche betroffen ist.

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Steigende Qualifikationsanforderungen

Jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) sucht infolge steigender Qualifikationsanforderungen Fachkräfte. Gegenüber der Umfrage aus 2012 zeigt sich keine wesentliche Veränderung. Zwischen den Wirtschaftszweigen sind die Unterschiede eher gering (von 37 Prozent im Bau bis zu 31 Prozent im Handel). Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten suchen deutlich häufiger neues Personal (51 Prozent), weil qualifikatorische Anforderungen steigen, als dies in KMU der Fall ist (bis zu 200 Beschäftigten: 31 Prozent). Der Einsatz neuer Technologien vollzieht sich in großen Unternehmen zumeist schneller und erfordert damit die nötigen Kompetenzen der Beschäftigten.

Finanz- und Versicherungsdienstleister stehen mit an der Spitze (52 Prozent). Die Digitalisierung zeigt hier Wirkung. Gerade Unternehmen dieser Branchen sind von IT-Entwicklungen deutlich betroffen und befinden sich in einer Konsolidierungsphase. Insgesamt stehen dort die Zeichen auf Personalabbau, sodass sich die Fachkräftesuche nicht zuletzt auf IT-Experten fokussieren dürfte. Auch in der pharmazeutischen Industrie (49 Prozent), der Werbung und Marktforschung (46 Prozent) und der Energieversorgung (44 Prozent) führen steigende Qualifikationsanforderungen überdurchschnittlich oft zur Fachkräftesuche.

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Was ist zu tun?

Achim Dercks plädiert für eine umfassende Fachkräftesicherungsstrategie mit den wichtigsten Elementen Ausweitung der Beschäftigungspotenziale, Stärkung der Beruflichen Bildung und qualifizierte Zuwanderung.

Die Digitalisierung kann ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten. Sie sollte daher nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze gesehen werden, sondern als Chance, Arbeit dort einzusetzen, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Wenn unterschiedliche Tätigkeiten von Technologien übernommen werden, können die frei werdenden Personalressourcen Fachkräfteengpässe an anderer Stelle beheben helfen.

Standortattraktivität erhöhen. Die Steigerung der regionalen Attraktivität für Beschäftigte zum Leben und Arbeiten sieht mehr als jedes dritte Unternehmen als wichtige Unterstützung bei der Fachkräftesicherung. In Ostdeutschland sind es sogar 44 Prozent. Bei der Entscheidung von Fachkräften und ihren Familien für oder gegen einen Job, spielen Faktoren wie das Wohnumfeld, die Bildungsangebote, ärztliche Versorgung und Freizeit- und Kulturmöglichkeiten eine wichtige Rolle – gerade in ländlichen Regionen. Neben solchen Angeboten ist auch eine gute Verkehrs- und IT-Infrastruktur unerlässlich.

(Quelle/Charts: DIHK | Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.)

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