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Unternehmerinnen in Deutschland: Nur jeder dritte Selbstständige ist weiblich

Die Zahl der Unternehmerinnen in Deutschland nimmt ab. Sie sind vor allem in den Bereichen der unternehmens- und personen­bezogenen Dienstleistungen, im Handel und in der Gastronomie aktiv. Frauen machen sind seltener in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) selbstständig und gründen weniger Start-ups.

Generell gibt es in Deutschland in den letzten Jahren weniger Gründungen. Zum einen läuft die Wirtschaft und die Einkommen sind stabil. Zum anderen scheint die Risikobereitschaft in der Bevölkerung zurückzugehen.

Bereits bei der Berufswahl junger Frauen und Männer lässt sich eine generelle Präferenz des späteren Berufslebens erkennen.

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(Hintergrund zur Grafik: Schriftlich-postalische Repräsentativbefragung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im Vermittlungsjahr 2012 (1. Oktober 2011 bis 30. September 2012) bei den Arbeitsagenturen und den Jobcentern in gemeinsamer Trägerschaft als Ausbildungsstellenbewerber/-innen gemeldet waren.)

Die nächste Grafik zeigt die 10 TOP-Ausbildungsberufe und deren Anteil weiblicher Absolventen aus dem Jahr 2014.

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Die nächste Grafik zeigt die 10 TOP-Ausbildungsberufe von Frauen aus dem Jahr 2014.

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Unter anderem hat sich das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (iwköln) die Entwicklung der weiblichen Gründer einmal näher angeschaut.

Unternehmerinnen in Deutschland

Die Wiedervereinigung hat in Deutschland den Trend zur Selbstständigkeit befeuert – bei Frauen wie Männern. Waren zu Beginn der 1990er Jahre nur 5 Prozent der erwerbstätigen Frauen ihre eigene Chefin, betrug die Selbstständigenquote zu Beginn des neuen Jahrtausends immerhin nahezu 7 Prozent (siehe nachfolgende Grafik). Bei den Männern legte der entsprechende Anteil um 2 Prozentpunkte zu. Zum größten Teil dürfte dieser Zuwachs dem Nachholbedarf in den neuen Bundesländern geschuldet sein.

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Ab dem Jahr 2003 taten staatliche Förderprogramme wie die „Ich-AG“ und der Gründungszuschuss ein Übriges – viele Arbeitslose haben mit finanzieller Hilfe der Arbeitsagenturen Kleinunternehmen gegründet, um aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen. In der Folge erreichte 2005 der Anteil der selbstständigen Frauen an allen weiblichen Erwerbstätigen 7,5 Prozent, das war der höchste Stand seit 1960 in Westdeutschland. Bei den Männern war der Trend ähnlich.

Zuletzt ist die Selbstständigenquote der Männer und Frauen wieder leicht zurückgegangen. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen boomt die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Zum anderen machen sich – vielleicht gerade deswegen – weniger Menschen selbstständig.

Absolut gesehen hat die Zahl der weiblichen Selbstständigen von 2011 bis 2014 um 35.000 auf 1,36 Millionen abgenommen.

Und weil alle diese Entwicklungen sowohl bei Männern als auch Frauen immer in die gleiche Richtung gegangen sind, bleibt es dabei: Männer leiten immer noch doppelt so oft ein Unternehmen wie Frauen.

Beim Nebenerwerb herrscht Gleichstand und UnternehmerInnen

Allenfalls bei der Gründung von Nebenerwerbsbetrieben haben Frauen mit Männern gleichgezogen. Manche dieser Unternehmen werden zwar, wenn es gut läuft, zur Haupteinkommensquelle. Doch auch das ist letztlich nicht der große Wurf. Denn generell gründen Frauen im Durchschnitt „kleiner“ als Männer: Sie hat eher nur den eigenen Unterhalt oder eine Ergänzung des Haushaltseinkommens im Blick. Er dagegen möchte eine Geschäftsidee verwirklichen und ein größeres Unternehmen aufbauen.

Dieses Bild bestätigt sich auch in der Wahl der Branche für die Gründung: Neun von zehn unternehmerisch tätigen Frauen sind im Bereich der unternehmens- und personen­bezogenen Dienstleistungen, im Handel und in der Gastronomie aktiv (siehe nachfolgende Grafik). Bei den männlichen Entrepreneuren beträgt der entsprechende Anteil nur zwei Drittel. Umgekehrt gilt:

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Im Produzierenden Gewerbe mit seinen größeren und technologiestärkeren Firmen gibt es lediglich 79.000 weibliche Selbstständige.

Ähnliches gilt für die Start-up-Szene in Deutschland, die besonders innovative und wachstumsorientierte Gründungen umfasst: Weniger als ein Zehntel der beteiligten Gründer sind weiblich. Das ist übrigens keine deutsche Besonderheit. Denn bei den technologiestarken Start-ups im amerikanischen Silicon Valley finden sich ebenfalls nur wenige Frauen an der Spitze.

Was könnte für diese Situation ausschlaggebend sein? Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Frauen vorsichtiger handeln und die Risiken, die mit der Gründung einer Firma nun einmal verbunden sind, eher scheuen als Männer. Außerdem wählen Frauen meist MINT-ferne Studienfächer. Männer dagegen können praktisch aus dem Studium heraus ein technologieorientiertes Start-up gründen.

Allerdings: Der Run auf das Studium in MINT-Fächern kann auch schnell zum einem Überhang an Fachkräften führen. Ein Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kritisierte ” … generell den starken Trend zum Studium und empfahl, in der Berufsberatung vermehrt auf die Möglichkeit hinzuweisen, alternativ auch eine Lehre zu machen oder Ausbildung und Studium zu verbinden. Denn in vielen Regionen Deutschlands klagen mittlerweile die Arbeitgeber nicht mehr über einen Mangel an MINT-Absolventen, sondern über einen Mangel an Azubis.” (Quelle: FAZ)

(Quellen: iwkoeln / Dr. Klaus-Heiner Röhl und Dr. Oliver Koppel. Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und wie im Text markiert)

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