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Pensions Institute: Weniger Rendite für Anleger durch versteckte Kosten bei Fonds

Das Pensions Institute an der Cass Business School hat ein Weißbuch herausgegeben, in dem es Fonds dazu auffordert, alle sichtbaren und versteckten Kosten offenzulegen, die letztendlich von den Anlegern getragen werden.

Hintergrund:
Am 13. Mai 2014 kritisierte die britische Finanzdienstleistungsaufsicht (Financial Conduct Authority) die Investmentmanagementbranche dafür, die Kosten für Anleger nicht deutlich genug anzugeben. Sie bemängelte insbesondere, dass die jährliche Managementgebühr (Annual Management Charge, AMC) den Anlegern keine klare Kostensumme liefert. Sie empfahl stattdessen die Angabe „laufender Kosten“ (Ongoing Charges Figure, OCF), die zusätzlich zur Gebühr des Investmentmanagers wiederkehrende Betriebskosten wie beispielsweise die Pflege eines Anlegerregisters, die Wertberechnung der Fondseinheiten oder der Aktien sowie die Depotgebühren umfasst.

Die Kostensituation

Die verborgenen Kosten wie Geld-Brief-Spannen und Transaktionskosten in zugrundeliegenden Fonds des Weißbuches können bis zu 85 Prozent der gesamten Transaktionskosten eines Fonds ausmachen. Der Rest setzt sich aus sichtbaren Kosten wie Provisionen, Steuern und Gebühren zusammen.

Der Leiter des Pensions Institute Professor David Blake erklärt:

Es gibt keine guten Gründe dafür, die Gesamtkosten des Investmentmanagements nicht vollständig offenzulegen. Es handelt sich schließlich um reelle Kosten, die von den Anlegern getragen werden. Es bringt jedoch nicht viel, Transparenz zu fordern, wenn die Kostenangaben nicht alle Kosten umfassen oder, anders gesagt, nur die Kosten umfassen, die derzeit auf effiziente Weise berechnet werden können.
Die Vorschläge

In der Anfangsphase sollte von den Investmentmanagern gefordert werden, alle sichtbaren expliziten Kosten wie Provisionen, Steuern, Gebühren, Depot- und Anschaffungskosten zusammen mit den versteckten expliziten Kosten wie Geld-Brief-Spannen, Transaktionskosten bei zugrundeliegenden Fonds und stillen Einkünften anzugeben.

Professor David Blake Cover Corporate Advisor

Professor David Blake

Mit den richtigen IT-Systemen wären die Investmentunternehmen auch in der Lage, implizite Kosten anzugeben, wie den Market Impact, Informationslecke, das Marktrisiko sowie Timing- und Verzögerungskosten (siehe unten).

Professor Blake ergänzt: „Die verborgenen impliziten Kosten sind schwieriger zu berechnen, denn sie bedürfen einer Analyse von Informationen, die von den Systemen des Investmentmanagers nicht unbedingt automatisch erfasst werden. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Systeme der Fondsverwalter nicht so konfiguriert werden können, dass sie auf kostengünstige Weise ähnliche Informationen generieren.“

 

Sichtbare explizite Kosten
  • Provisionen
  • Steuern
  • Gebühren
  • Depotkosten
  • Anschaffungskosten

Verborgene explizite Kosten

  • Geld-Brief-Spanne – die am einfachsten zu verstehenden verborgenen Kosten. Die Geld-Brief-Spanne wird von einem Makler oder Market-Maker für den An- und Verkauf von Sicherheiten oder von einer Investmentbank für beispielsweise eine Währungssicherung berechnet. Die gesamten innerhalb eines Jahres angefallenen Kosten werden auf den jährlichen Portfolioumsatz bezogen.
  • Transaktionskosten für zugrundeliegende Fonds – Kauft ein Investmentmanager im Auftrag eines Anlegers Fonds, werden die innerhalb dieser Fonds anfallenden Transaktionskosten nicht einmal den Investmentmanagern bekanntgegeben. Der Anleger bezahlt sie jedoch in der Form einer geringeren Rendite.
  • Stille Einkünfte – Es ist möglich, dass der Investmentmanager von stillen Einkünften profitiert, wie thesaurierten Zinsen aus zugrundeliegenden Barguthaben oder thesaurierten Gewinnen aus Wertpapierleihen.
Verborgene implizite Kosten
  • Market Impact – bezieht sich auf die Reaktion des Marktpreises auf eine große Transaktion wie beispielsweise einen Paketverkauf von Sicherheiten. Der Marktpreis fällt durch den Verkauf der Sicherheiten, sodass der durchschnittliche Ausführungspreis unter dem Preis vor dem Verkauf liegt. Versucht der Investmentmanager, eine große Transaktion in kleineren Einheiten auszuführen, indem er z. B. Geschäfte bewirbt, um Käufer anzulocken, oder Interessensindikatoren sucht, führt dies zu Informationslecken, die weitgehend die gleiche Wirkung haben wie der Market Impact.
  • Marktrisiko – bezieht sich auf die Tatsache, dass ein Anleger während des Zeitraums, in dem die Transaktion stattfindet, den Ereignissen auf dem Markt ausgesetzt ist. Nehmen wir an, der Investmentmanager plant, Sicherheiten für einen Kunden zu kaufen. Der Kunde ist dann dem Risiko ausgesetzt, dass der Marktpreis vor Ausführung der Transaktion steigt.
  • Kosten aufgrund verpasster Gelegenheiten oder Timing-Kosten entstehen, wenn eine Transaktion nicht zum bestmöglichen Preis ausgeführt wird. Und letztlich gibt es Verzögerungskosten, die durch das Warten auf den Transaktionsabschluss entstehen (der Kaufpreis liegt währenddessen z. B. auf einem unverzinsten Konto). Einige dieser impliziten Kosten können abgesichert werden, beispielsweise diejenigen in Verbindung mit ungünstigen Marktbewegungen. Die Kosten für die Absicherung werden dadurch jedoch zu expliziten verborgenen Kosten.

Das Weißbuch (pdf-Datei) finden interessierte Leser unter: www.pensions-institute.org

Das Pensions Institute (PI) forscht und berät zu allen Aspekten des Themas Renten. Es wurde 1996 gegründet und war das erste akademische Forschungszentrum in Europa, das sich ausschließlich mit diesem Thema befasste.

(Quelle: Cass Business School)
(Bildnachweis: David Blake’s interview in Corporate Adviser November 2011)
(Autor: Frank Schulz)

 

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