Fachkräftemangel: In diesen Berufen ist der Ersatzbedarf besonders groß

Es wird eng am Arbeitsmarkt. Der viel diskutierte Fachkräftemangel wird von den einen zu hoch gespielt und von anderen zu unkritisch gesehen. Gefühlter Mangel zählt nicht –  die Fakten zählen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln hat jetzt berechnet, in welchen Berufen der Ersatzbedarf besonders groß ist. Ein Auszug zum Gutachten für das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Worum es geht: Wenn bundesweit die Zahl der Arbeitslosen rein rechnerisch nicht ausreicht, um alle offenen Stellen zu besetzen, dann spricht man von Engpassberufen. Im September 2014 gab es davon insgesamt 139.

Knappheiten am Arbeitsmarkt zeigen sich sowohl bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung als auch bei Arbeitskräften mit Fortbildungsabschluss und Akademikern.

Grafik Fachkräfteengpass iwköln

Fachkräftemangel: Insgesamt arbeiten derzeit 6,7 von 23,9 Millionen Fachkräften in Engpassberufen.

Die Alterung der deutschen Gesellschaft wird die bestehenden Knappheiten in vielen Berufen verstärken. Denn große Teile der Babyboomer-Generation der 1950er und 1960er Jahre gehen in absehbarer Zeit in Rente: Mehr als 2 Millionen der 6,7 Millionen Beschäftigten in Engpassberufen haben bereits das 50. Lebensjahr erreicht. Damit ist ungefähr jeder Dritte in den kommenden 15 Jahren zu ersetzen, falls sich die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht verringert.

Der Ersatzbedarf verteilt sich sehr unterschiedlich auf einzelne Berufe. Bei Berufskraftfahrern sind 230.000 von 529.000 Beschäftigten 50 Jahre und älter. Das bedeutet, vier von zehn Mit­arbeitern gehen in den kommenden 15 Jahren in Rente. Auch wenn Kraftfahrer derzeit nicht so rar sind wie andere Fachkräfte, werden zahlreiche Nachwuchskräfte benötigt, damit die Brummis weiter rollen.

Grafik iwköln Personen mit Fortbildungsabschluss

In der Gesundheits- und Krankenpflege sind rund 30 Prozent beziehungsweise 175.000 der 568.000 Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung 50 Jahre oder älter. Hier ist davon auszugehen, dass es nicht beim berechneten Ersatzbedarf bleibt. Denn durch die Alterung der Gesellschaft nimmt der Personalbedarf weiter zu – genauso wie in der Altenpflege.

Auch in den Metallberufen sind künftig viele Mitarbeiter zu ersetzen: Im Metallbau sind 75.000 Fachkräfte mindestens 50 Jahre alt, in der spanenden Metallbearbeitung 52.000.

Engpässe lassen sich derzeit zwar auch in weiteren Berufen feststellen. Wenn hier Mitarbeiter in Rente gehen, dürften sich die Knappheiten jedoch altersbedingt nicht weiter verschärfen, weil die Unternehmen in den vergangenen Jahren ihr Ausbildungsangebot deutlich erhöht und so auf die (drohenden) Fachkräfteengpässe reagiert haben. Das gilt beispielsweise für den Mechatroniker – in diesem recht neuen Ausbildungsberuf sind drei von zehn Fachkräften jünger als 25 Jahre und es gehört nur jeder Zehnte zur Generation 50plus. Gleiches gilt für Hörgeräteakustiker, Kältetechniker sowie Land- und Baumaschinentechniker.

Grafik iwköln Personen mit Hochschulabschluss

Fachkräftemangel im Mittelstand

Unabhängig von den jeweiligen Berufen sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von Fachkräfteengpässen betroffen. So arbeiten zum Beispiel acht von zehn Bauelektrikern, Altenpflegern sowie Fachkräften der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in KMUs.

Allerdings gibt es für die mittelständischen Firmen verschiedene Möglichkeiten, etwas gegen die Fachkräfteengpässe zu tun:

  • Frauen. Die Unternehmen sind gefordert, Frauen und Männern gleichermaßen eine berufliche Entwicklung zu ermöglichen und dadurch den Personenkreis der potenziellen Mitarbeiter zu erweitern. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist damit wichtiger als jemals zuvor.
  • An- und Ungelernte. Es gibt mehr als 4 Millionen Beschäftigte in Helferberufen. Mit entsprechenden Maßnahmen können Unternehmen diese Mitarbeiter weiterqualifizieren und ihren Fachkräftebedarf so teilweise decken.
  • Internationale Fachkräfte. Insbesondere KMUs scheuen den Aufwand, um Fachkräfte aus dem Ausland zu werben. Dabei existieren Projekte wie beispielsweise das Kompetenzzentrum Fachkräftesiche­rung, die den Firmen Unterstützung bieten – in Form von Handlungsempfehlungen und Best-Practice-Beispielen, an denen sie sich orientieren können.

Dr. rer. oec. Susanne Seyda, geboren 1972 in Köln, Studium der Volkswirtschaftslehere in Köln, Promotion in Bochum, seit 2002 im Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Senior Economist für Bevölkerungs- und Familienökonomik im Wissenschaftsbereich Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik.

Ein Fachkräfteengpass liegt vor, wenn die gemeldeten Arbeitslosen rein rechnerisch die offenen Stellen nicht besetzen können. Da in der Regel nur etwa jede zweite offene Stelle bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wird, geht man bereits dann von einem Engpass aus, wenn es je 100 gemeldete offene Stellen weniger als 200 Arbeitslose gibt.

(Autor: Frank Schulz)

(Quelle: Sebastian Bußmann / Dr. Susanne Seyda: Fachkräfteengpässe in Unternehmen – Die Altersstruktur in Engpassberufen)

One Response to Fachkräftemangel: In diesen Berufen ist der Ersatzbedarf besonders groß

  1. märchengeschichten Januar 8, 2015 at 7:55 pm #

    komisch: dieses land hier hat 4,35 mio. Arbeitslose, 7,4 Mio. Minijobber, meist im Niedriglohnsektor, Rekordeinwanderung, 80% der Niedriglöhner haben mind. duale Ausbildung, hier leben 81 Mio. Menschen und 43 Mio sind bei SINKENDEM Arbeitsvolumen pro Person beschäftigt, womit die Beschäftigung auf Rekordniveau liegt.

    Was haben all diese Leute denn gelernt???

Schreibe einen Kommentar