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Aufkauf von Staatsanleihen: Draghis Dicke Bertha wird zum Rohrkrepierer

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) sich bald für den breit angelegten Aufkauf von Staatsanleihen entscheiden wird, nimmt zu. Denn eine andere Maßnahme, die Zurverfügungstellung langfristiger Liquidität für die Eurobanken durch die EZB, scheint nicht zu greifen.

So haben die Institute bei einem langfristigen Refinanzierungsgeschäft der EZB (TLTRO) statt der erwarteten 150 Mrd. Euro nur Gebote über 130 Mrd. Euro abgegeben. Das nachgefragte Volumen lag somit deutlich unter den 257 Mrd. Euro, die die Banken im Rahmen zweier Dreijahrestender Anfang 2015 zurückzahlen müssen.

Damit ist das massive Geschütz, das EZB-Präsident Mario Draghi aufgefahren hat und gerne „Dicke Bertha“, in Anlehnung an eine Kanone aus dem Ersten Weltkrieg, genannt wird, anscheinend zum Rohrkrepierer geworden.

Vor dem Hintergrund des zögerlichen Verhaltens der Banken kann erwartet werden, dass die EZB zu Beginn des kommenden Jahres ihr nächstes Geschütz in Form eines breit angelegten Aufkaufprogramms für Wertpapiere auffahren muss. Schon am 22. Januar oder am 9. März, wenn der EZB-Rat wieder zusammenkommt, kann es zum Schwur kommen.

Um ihr Ziel, die Bilanzsumme wieder auf 3 Bill. Euro aufzublähen, zu erreichen, müsste die EZB rund 1 Bill. Euro ins Finanzsystem pumpen. Dieses Volumen kann als Größenordnung für die Höhe eines eventuellen Aufkaufprogramms gewertet werden. Sowohl der Aufkauf von Unternehmensanleihen als auch der von Staatsanleihen sind denkbar. Die Renditen würden dann weiter sinken.

Dem Kalkül der EZB folgend sollen die Banken auf diese Weise dazu bewegt werden, statt in Anleihen zu investieren mehr Kredite zu vergeben. Aufgrund des ohnehin schon extrem niedrigen Zinsniveaus kann durchaus bezweifelt werden, ob diese Rechnung aufgehen wird.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG.

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